Seit 20 Monaten unterwegs

Leo und Sebastian vor der Skyline von Hongkong.

Was haben wir gemacht im Monat Oktober, unserem zwanzigsten Reisemonat?

City hopping in China stand diesen Monat im Fokus. Von Shenzhen ging es mit diversen Zügen die Ostküste hoch bis nach Qingdao, wo wir eine sehr nette chinesische Familie wiedertrafen, die wir bei unserem zweiten Besuch in China vor über fünf Monaten kennengelernt hatten! Ungeplant führte uns unser Weg statt nach Japan nach Südkorea und hier sehen wir uns mit neuen interkulturellen Herausforderungen konfrontiert.

Leo und Sebastian mit Curtis am Ufer von Shenzhen.
Was für ein klasse Timing! Sebastians ehemaligen Kollegen Curtis treffen wir in Shenzhen, als er für eine Geschäftsreise nach Hongkong kommt.

Welche Momente im Oktober werden uns in guter Erinnerung bleiben?

  • Etwas wehmütig verlassen wir nach einer Woche „unsere“ Katzen und die beiden Schildkröten in Shenzhen. Auch unser zweiter house sit war ein voller Erfolg und eine eigene Wohnung auf Zeit genau das, was wir brauchten.
  • Es ist eine sehr kurze Reise zu unserer nächsten Station, denn mit dem neuen Hochgeschwindigkeitszug düsen wir in etwa zwanzig Minuten von Shenzhen ins benachbarte Hongkong. Obwohl die Fahrt so kurz ist, bedeutet der Besuch der Sonderverwaltungszone eine komplette Ausreise aus China mit allen Formalitäten.
  • Wir dürfen uns hier auf gleich zwei bekannte Gesichter freuen: Sebastians ehemaligen Arbeitskollegen Curtis hatten wir am Samstag bereits in Shenzhen getroffen, als er zu uns über die Grenze kam. Nun am Sonntag treffen wir ihn wieder, dieses Mal in Hongkong. Es ist ein super Timing, dass er gerade jetzt für eine Geschäftsreise zu Besuch ist.
  • Mit ihm und unserer Freundin Karelle gehen wir zusammen Abendessen. Karelle hatten wir noch im Juli in Singapur getroffen und wie es der Zufall will, ist sie in der Zwischenzeit nach Hongkong gezogen. Zwei tolle Abende verbringen wir mit den beiden und wir genießen sie in vollen Zügen!
Ein historisches Schiff mit roten Segeln vor der Skyline von Hongkong.
Rotes Schiff vor beeindruckender Skyline – an drei der vier Tage zeigt sich uns Hongkong von seiner besten Seite, am vierten Tag versinkt die Skyline in dickem Nebel
  • Wir nutzen Hongkongs Nähe zur Natur und gehen für einen Tag wandern. Easy mit Metro und Bus erreichen wir den Ausgangspunkt des „Dragon‘s Back“. Wie auf dem Rücken eines Drachens laufen wir auf einem Pfad und können in beide Richtungen hinunter aufs Meer und später auf Hongkongs Hochhäuser blicken.
  • Hongkong gefällt uns bestens. Wenn es nur nicht so teuer wäre…
  • Mit einer vermeintlich letzten Nachtzugfahrt erreichen wir Shanghai. Hier machen wir Couchsurfing bei Hailey und Narayan, zwei überzeugten Veganern und Bio-Essern. Sie wohnen in einem noch recht ursprünglichen Wohnviertel und wir bekommen ein hübsches Zimmer ganz für uns alleine. Ein Luxus im Vergleich zu unserem winzigen Hotelzimmer in Hongkong.
  • Mit Hailey und Narayan feiern wir meinen, Leos, Geburtstag und die beiden überraschen uns mit uns unbekannten veganen Gerichten der chinesischen Küche.
Leo und Sebastian mit ihren Couchsurfing Gastgebern beim Abendessen in Shanghai.
Hailey und Narayan führen uns an meinem Geburtstag zum Essen aus. Dank ihnen können wir nochmal ganz neue Sachen probieren wie Lotuswurz oder süß glasierte Süßkartoffelbällchen. Alles überaus lecker!
  • Eigentlich wollten wir von Shanghai aus mit der Fähre nach Japan fahren, lange bereits hatten wir das ins Auge gefasst. Doch als wir das Ticket buchen möchten, gibt es schlechte Nachrichten: Die Dienstagsfähre von Shanghai nach Osaka ist in Reparatur und fährt frühestens nächsten Monat wieder. Und ob auf der anderen Fähre in einer Woche noch etwas frei ist, kann uns niemand sagen. Wir müssen also mal wieder umplanen und so rückt auf einmal Südkorea in unser Blickfeld…
  • Somit fahren wir schon jetzt nach Qingdao, knapp 800 Kilometer nördlich von Shanghai, und nehmen von hier aus eine Fähre nach Südkorea. In einigen Wochen werden wir zurück nach Qingdao kommen, denn von hier aus startet auch unser Containerschiff.
  • In Shanghai leisten wir uns einen dummen Fehler. Wir finden uns überaus pünktlich zur Abfahrt unseres Zuges am Bahnhof ein, doch oh Schreck: Wir sind am falschen Bahnhof! Dass uns so etwas nach 20 Monaten auf Reisen noch passiert… Wir erreichen den korrekten Bahnhof um 9.36 Uhr und sehen unseren Zug genau in diesem Moment mit chinesischer Pünktlichkeit aus dem Bahnhof hinausfahren.
  • Zu unserem Glück ist die chinesische Bahn sehr kulant, was Umbuchungen oder Stornierungen angeht. Obwohl wir aus eigenem Verschulden den Zug verpasst haben, können wir kostenfrei auf einen späteren Zug umbuchen und sogar unsere Platzreservierung mitnehmen.
Leo mit einer chinesischen Frau und zwei Kindern in Qingdao.
Manchmal kommt es anders als gedacht: Spontan kündigen wir uns bei Sunny, Terry, Baby und ihrem Cousin Yang Yang in Qingdao an, die uns für drei Tage bei sich zu Hause aufnehmen
  • In Qingdao wartet ein schönes Wiedersehen auf uns: Sunny, Terry und Baby (so ihre englischen Namen) hatten wir im Mai in Kunming kennengelernt. Qingdao sagte uns damals noch gar nichts und nie hätten wir gedacht, dass wir tatsächlich auf dieser Reise noch in die Stadt kommen werden. Doch manches kommt anders als geplant und so holen sie uns abends am Bahnhof in Qingdao ab.
  • Drei Tage dürfen wir uns bei ihnen einnisten. Sunny versorgt uns kulinarisch im Stil von „all you can eat“, Terry setzt uns nach der Arbeit noch nie gesehene Meeresfrüchte (und das lokale Tsingtao-Bier) vor und gemeinsam spazieren wir durch die Stadt, die vor langer Zeit mal eine deutsche Kolonie war. So gibt es hier die berühmte Tsingtao-Brauerei und unter anderem eine große Kirche, die heute der angesagteste Spot für Hochzeitsfotos zu sein scheint.
  • Von Qingdao aus legt unsere Fähre um 18 Uhr ab. Am nächsten Vormittag kommen wir in Incheon in Südkorea an. Es ist das erste Mal, dass wir ein neues Land über das Meer erreichen. Die Fährfahrt war zum Glück so angenehm, dass sie unsere Vorfreude auf unsere Containerschifffahrt noch steigert 🙂
Hochzeitsshooting vor der St. Michaels Kirche in Qingdao.
Bestimmt 15 Paare haben sich an einem strahlenden Herbsttag vor der St. Michaels Kirche in Qingdao eingefunden, um für ihr Hochzeitsshooting zu posieren
  • Eine Woche verbringen wir in Seoul mit der Aufgabe: Beantragung des vierten chinesischen Visums. Mittlerweile ist uns der Ablauf bekannt und wir erhalten das gewünschte Visum nach vier Tagen Bearbeitungszeit.
  • Für Südkorea entscheiden wir uns wieder für ein unabhängiges Reisen und mieten uns ein Auto. Mehr oder weniger einmal um das Land herumfahren, so ist der Plan.
  • Südkorea ist für uns sehr anders als alle asiatischen Länder, die wir davor bereist haben. Zum einen ist es überaus teuer hier und für Übernachtung und Essen geht fast doppelt so viel Geld drauf wie zuvor. Lebensmittel im Supermarkt liegen über dem deutschen Preisniveau, für vier große Tomaten kann man schon mal fünf Euro berappen und ein Liter Milch kostet gerne mal zwischen drei und vier Euro.
  • Zum anderen müssen wir uns erst etwas an die Art der Koreaner gewöhnen. Die meisten Leute, denen wir auf der Straße, in Restaurants oder in Länden begegnen, ignorieren uns. Haben wir eine Frage und sprechen sie an, sind die meisten Menschen jedoch sehr freundlich und hilfsbereit. Doch passiert alles mit so viel Distanz und so viel emotionaler Zurückhaltung, dass wir manchmal erst beim zweiten Nachdenken merken, dass eine Geste doch eigentlich wirklich sehr freundlich von jemandem war. Wir müssen hier erst mal ein paar Gänge zurückschalten und uns auf das zurückhaltende Miteinander einlassen, ohne es gleich falsch zu deuten.
Ein südkoreanischer Tempel in auf dem Berg Yudalsan in Mokpo.
Südkorea wirkt einerseits Deutschland sehr ähnlich, andererseits aber auch gar nicht. Ob es Reisenden in Deutschland wohl ähnlich geht wie uns in Südkorea? Wir sind trotzdem gerne hier und gewöhnen uns mit der Zeit immer mehr an die hiesigen Gepflogenheiten.

Wie sah es in diesem Monat mit Fettnäpfen, skurrilen Situationen oder Schreckmomenten aus?

  • Im Nachtzug von Hongkong nach Shanghai liegt im Abteil neben uns eine Frau mit einem sonderbaren Apparat auf den Augen. Erst denken wir, es sei eine Augenklappe gegen das Licht, doch das Ding bewegt sich und ist auch viel zu groß, um nur Licht abzuhalten. Verwundert schauen wir sie an, ihre Freundin bemerkt unseren Blick. Sie spricht englisch und erklärt uns, es wäre ein „Augen Spa“, mit dessen Hilfe man toll die Augen entspannen könne…
  • Ein weiteres Mal fahren wir Zug, dieses Mal über den Tag nach Qingdao. In regelmäßigen Abständen kommt die Durchsage, dass jeder, der sich daneben benimmt, z.B. raucht oder sonst unangenehm auffällt, in Zukunft keine Zugfahrkarten mehr kaufen darf. Zudem wird sein Name an die Kreditinstitute gemeldet, sodass er keine Kredite mehr erhält.
  • In Qingdao zeigt uns Sunny ein Video von ihrer Tochter Baby, als sie sieben Jahre alt war. In dem Video spielt sie, einem Wunderkind gleich, unglaublich toll Klavier. Damals nahm sie teuren Klavierunterricht und Sunny passte auf, dass insgesamt sechs Stunden über den Tag verteilt Klavier geübt wurde. Das Video endet und Sunny schaut uns an: „I think she has no talent.“ Uns fällt fast die Kinnlade hinunter, denn noch nie haben wir ein siebenjähriges Kind so Klavierspielen gesehen!
  • In Qingdao lasse ich mir die Haare schneiden. Als mir die Frisörin mit einem Fön die abgeschnittenen Haare von meinen Schultern pustet, zeigt sie auf meine Haut und sagt irgendetwas auf Chinesisch zu Sunny. Diese übersetzt mir, die Frisörin hätte sich gewundert, ob das meine richtige Hautfarbe sei? Ich wäre ja dunkler als die Leute hier und das, obwohl ich doch aus Deutschland komme? Weiß sein steht sehr im Trend in China, da ist meine Restbräune aus Vietnam wahrscheinlich eher ein Schock als besonders schön.
  • In Seoul wird jede einfahrende Metro mit einem Tusch angekündigt.
  • In Südkorea sind die Preise selbst für Hostels so hoch, dass das Stundenhotel (hier „love motel“ genannt) zu der Unterkunft wird, die unser Budget am wenigsten überschreitet.
  • Wir saßen auf der ersten beheizten Klobrille unseres Lebens! Und Sebastian war mutig und hat auch einige der vielen Zusatzknöpfe der Toilette ausprobiert.
Zwei Geräte namens "Wind gun", mit denen Besucher des Yudalsan Bergs Laub von ihrer Kleidung blasen können.
Im ersten Moment dachten wir, es handele sich um Telefonzellen. Doch weit gefehlt: Mit diesen Luftapparaten lassen sich nach einem Spaziergang im Wald die Schmutzpartikel von Kleidung und Schuhen wegblasen. Bei fast jedem Parkeingang in Südkorea sind uns diese Geräte aufgefallen.

Gibt es Tipps für kommende Langzeit(welt-)reisende?

„Was soll ich nur einpacken?“, diese Frage stellte sich uns jedenfalls vor jeder kleineren und größeren Reise. Um dir einen Einblick zu geben, was wir eigentlich in unseren Rucksäcken mit uns durch die Gegend tragen und dich mit Ideen zu versorgen, haben wir uns diesen Monat hingesetzt und einen Blick auf unser eigenes Gepäck geworfen.

Einiges trugen wir nur mit uns herum, ohne es je wirklich zu nutzen. Mittlerweile sind diese Dinge weiterverschenkt oder nach Hause geschickt worden. Das meiste, das nun noch im Rucksack ist, begleitet uns seit 20 Monaten und mit dem allermeisten sind wir sehr zufrieden.

Wir haben eine Übersicht unserer Ausrüstung zusammengestellt und mit unseren Erfahrungen vervollständigt: Was schätzen wir an einem Gepäckstück, was vielleicht auch nicht? Hier geht’s zur Ausrüstungsübersicht.

 

In eigener Sache

Weihnachten steht vor der Tür und damit die Zeit des Beschenkens. Wenn du unsere Arbeit belohnen möchtest, ohne dafür Geld auszugeben, dann nutze doch für deine Einkäufe, Bahntickets oder Hotelbuchungen unsere Afilliate Links. Mit den Partnerlinks von Amazon, der Deutschen Bahn, Hugendubel und booking.com kaufst du ganz normal ein, natürlich ohne einen Cent mehr zu bezahlen. Wir erhalten dann eine kleine Provision. Danke! 🙂

 

Unser Fazit des zwanzigsten Monats

Unser dritter Besuch in China zeigte uns nochmal neue Facetten des Landes. An seiner Ostküste ist China so (Han-)chinesisch, dass es endlich mal etwas entspannter zugeht. Kameras und Checks an Metrostationen und Bahnhöfen gibt es trotzdem, aber im Alltag war uns die Polizei nicht präsent und alles wirkte „normal“ – kein Vergleich zu der Situation in Xinjiang und Tibet. Es war leichter, mit Englisch durchzukommen, trotzdem gab es genügend Situationen, in denen wir doch auf Hände und Füße zurückgreifen mussten.

Ungeplant kamen wir früher nach Südkorea und bleiben auch länger hier, denn wir haben uns gegen den Besuch von Japan entschieden. Wir wollen uns das Land aufheben, wenn wir es mit mehr Zeit und vor allem mit mehr Geld besser genießen können.

In Südkorea erinnert uns vieles an Deutschland: Hier ist es auf einmal richtig herbstlich, tagsüber noch schön warm, doch nachts wird es kalt. Die Blätter werden gelb. Die Straßen sind bestens, die Autos groß und neu. Die Menschen sind freundlich, aber zurückhaltend. In den zwei Wochen, die wir bereits im Land sind, wurden wir noch von keiner Person neugierig angesprochen, wie uns das in vielen anderen Ländern häufig (und manchmal auch zu häufig) passiert ist.

Südkorea hält neue Herausforderungen für uns bereit und das ist zum Beispiel, im Ruhigen und Leisen das Schöne zu entdecken. Besonders mir, Leo, fällt die zurückhaltende Art der Menschen hier schwer und ich muss mich bremsen und ihnen die nötige Zeit geben, um mit uns warm zu werden. Wiedermal hat sich Couchsurfing als eine gute Möglichkeit entpuppt, die Menschen kennenzulernen, denn wir können mehr Zeit mit unseren Gastgebern verbringen.

Sebastian, ein Südkoreaner und ein Russe beim Couchsurfing in Mokpo.
Sungil nimmt uns und Alex aus Russland als Couchsurfing-Gäste auf und überschlägt sich fast mit seinem Einsatz für uns. Jeden Morgen steht ein kreatives Frühstück bereits auf dem Tisch, wir verbringen den Tag gemeinsam und abends zeigt er uns Freizeitgestaltung der jungen Koreaner: Essen und anschließend in der Spielhölle zocken 🙂

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