Mit dem Containerschiff über den Pazifik – So geht’s

Ein Containerschiff, das den Pazifik überquert.

+++ Update Januar 2024: Folgende Routen sind derzeit möglich: von Deutschland nach Südafrika, von Deutschland über Spanien nach Marokko, von Neuseeland nach Pitcairn sowie Postschiffreisen durch Französisch Polynesien +++

Den Pazifik auf einem Containerschiff zu überqueren, scheint auf den ersten Blick ein schwieriges oder gar unmögliches Unterfangen zu sein. Doch das ist es ganz und gar nicht. Wir selbst haben Ende 2018 auf diese Weise von China nach Mexiko übergesetzt – ein absolutes Highlight!

In diesem Guide erfährst du, wie du eine Frachtschiffreise organisieren und planen kannst und wie die Überfahrt abläuft.

1. Containerschiffreise im Video

Du willst einen schnellen Überblick bekommen, wie Containerschiffreisen funktionieren und was dich an Bord erwartet? Schau dir das Video unserer Pazifiküberquerung an, das wir für den Outdoor-Ausrüster Globetrotter aufgenommen haben:

2. Gründe für eine Frachtschiffreise

Seit eh und je träumen Menschen davon, eines der Weltmeere per Schiff zu überqueren. Früher war es bestimmt noch abenteuerlicher als heute, doch auch jetzt gibt es immer noch gute Gründe für diese Art des Reisens:

2.1 Verzicht auf das Flugzeug für eine bessere CO2-Bilanz

Wer den Pazifik oder ein anderes Meer auf einem Frachtschiff überquert, verzichtet gleichzeitig auf das Transportmittel Flugzeug. Obwohl Containerschiffe sicherlich keine „grünen“ Transportmittel sind und es noch großen ökologischen Verbesserungsbedarf gibt, hast du bei einer Frachtschiffreise eine wesentlich bessere CO2-Bilanz als mit dem Flugzeug.

Bei unserer Überfahrt von China nach Mexiko haben wir pro Person nur 48 kg CO2 verursacht, da Passagiere im Verhältnis zur transportierten Ladung einen sehr kleinen Platzbedarf haben und fast nichts wiegen. Im Vergleich dazu verursacht ein Direktflug (in der Economy-Sitzklasse) von Qingdao nach Manzanillo pro Passagier 3.739 kg CO2 (Quelle: www.atmosfair.de) und damit 78 Mal so viel wie eine Überfahrt auf einem Containerschiff.

2.2 Eine einmalige Erfahrung

An Bord eines Containerschiffs zu sein und damit den Pazifik zu überqueren, ist eine ganz besondere Erfahrung! Tagelang von nichts als Wasser umgeben zu sein und zu wissen, dass das nächste Festland tausende Kilometer entfernt ist, war für uns einerseits beängstigend. Andererseits ist es eine hervorragende Gelegenheit, zu begreifen, wie groß die Weltmeere eigentlich sind und weshalb unsere Erde der blaue Planet genannt wird.

Auch hat man während der Überfahrt die Gelegenheit, einen Einblick in das Leben an Bord eines Frachtschiffs zu bekommen. Den Passagieren ist es erlaubt, der Crew bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen und sich beispielsweise auf der Brücke erklären zu lassen, wie die Navigation eines so riesigen Schiffes mit einer Reihe von modernen Hilfsmitteln funktioniert. Etwa 90% des Welthandels wird mit Frachtschiffen transportiert und da ist es spannend, einmal selbst mitzuerleben, wie Obst oder Elektronikgeräte aus Asien ihren Weg in andere Länder finden.

2.3 Zeit für Dinge, die du schon immer erledigen wolltest

Bestimmt gibt es auch in deinem Leben etwas, das du schon immer erledigen wolltest, aber wofür daheim oder unterwegs einfach nie Zeit ist: Sei es deinen Reiseblog auf Vordermann zu bringen, ein Buch oder eine Doktorarbeit zu schreiben, Fotos zu sortieren oder zu bearbeiten, zu stricken oder eine neue Sprache zu lernen. Bei einer Pazifiküberquerung auf dem Containerschiff hast du je nach Route mindestens 14 Tage lang Zeit, einfach das zu machen, worauf du Lust hast. Außer an der wöchentlich stattfindenden Sicherheitsübung teilzunehmen, hast du keinerlei Verpflichtungen.

2.4 Zeit für dich selbst

Wenn du mit einem Frachtschiff über den Pazifik fährst, wirst du viel Zeit für dich selbst finden. Du erhältst keine Anrufe, wirst nicht ständig vom Internet abgelenkt und hast außer den Mahlzeiten und der oben erwähnten wöchentlichen Sicherheitsübung keine Termine. So wirst du genügend Zeit finden, um Tagebuch zu schreiben, über das Leben und deine Zukunft nachzudenken, zu malen, zu meditieren oder einfach nur aus dem Fenster aufs Meer zu schauen. Einfach mal nichts tun zu müssen, kann ein unglaublicher Luxus sein.

Anstatt innerhalb weniger Stunden mit dem Flugzeug von einem Kontinent auf den nächsten zu wechseln, näherst du dich bei einer Containerschiffreise langsam an und hast dadurch viel Zeit, dich mental von deinem Ausgangsort zu verabschieden und auf dein nächstes Ziel einzustellen.

3. Nachteile einer Frachtschiffreise

Obwohl das Reisen auf einem Containerschiff an sich eine tolle Sache ist, so gibt es auch einige Nachteile, die vor allem die Organisation und Planbarkeit betreffen:

3.1 Nur bestimmte Abfahrts- und Ankunftsorte

Da Containerschiffe auf festgelegten Routen verkehren, kann man nur in Häfen zu- und aussteigen, in denen sie zum Ladungswechsel anlegen und die Gesetze des jeweiligen Landes eine Ein- bzw. Ausreise auf dem Seeweg erlauben. Dementsprechend musst du die zur Verfügung stehenden Abfahrts- und Ankunftsorte in deiner Planung berücksichtigen und deine Reiseroute anpassen.

3.2 Abfahrt zeitlich nur bedingt planbar

Auf einigen Routen verkehren Containerschiffe nur alle paar Wochen, während es auf anderen Strecken wöchentliche Verbindungen gibt. Unserer Erfahrung nach kann sich der Abfahrtstermin mehrmals um einige Tage oder sogar Wochen verschieben. Für Frachtschiffe hat die Ladung höchste Priorität (und nicht etwa die Passagiere). So kann sich beispielsweise die Liegezeit deines gebuchten Schiffs in einem vor deinem Abfahrtsort angesteuerten Hafen verlängern. Auch kann es passieren, dass die Reederei den Zeitplan aufgrund einer ungeplanten Reparatur an Bord kurzfristig angepasst und sich damit die Abfahrt deines Schiffs verzögert.

Plane daher deinen Aufenthalt am Abfahrtsort und auch die Ankunft am Zielort mit genügend zeitlicher Flexibilität, um auf kurzfristige Änderungen im Fahrplan reagieren zu können. Für die Übernachtung am Abfahrts- und Ankunftsort bietet es sich an, bei Booking.com eine Unterkunft zu buchen, die du kurzfristig und kostenlos stornieren oder ändern kannst.

3.3 Hohe Kosten

Eine Pazifiküberquerung auf einem Containerschiff ist nicht billig und auf in der Regel teurer als ein Flugticket für die gleiche Strecke. Dadurch, dass für die Dauer der Überfahrt drei tägliche Mahlzeiten, die Unterbringung in einer gemütlichen Kabine und der Transport selbst enthalten sind, fallen höhere Kosten an, als es bei einem Flug der Fall wäre. Alle Details zu den Preisen für Kabine, Hafengebühren und Ausgaben an Bord findest du in der Kostenübersicht.

4. Dauer einer Pazifiküberquerung

Unsere Überfahrt von Qingdao (China) nach Manzanillo (Mexiko) dauerte 18 Tage. Es gab einen einzigen Zwischenstopp in Busan (Südkorea), wo wir gegen Gebühr einen Landgang hätten machen können. Bei anderen Verbindungen ist man je nach Route kürzer oder länger unterwegs.

5. Gefahren und Sicherheit bei einer Frachtschiffreise

Auf Containerschiffen kommt heutzutage modernste Technik zum Einsatz. Trotzdem befindet sich das Schiff während einer Pazifiküberquerung viele Tage lang auf dem offenen Meer, weit weg von jeglichem Festland. Oft sind andere Schiffe, die in einem Notfall zu Hilfe kommen könnten, mehrere hundert Kilometer entfernt. Eine Frachtschiffreise ist sicherlich kein hochriskantes Unterfangen; trotzdem solltest du dir über die möglichen Gefahren im Klaren sein.

5.1 Unwetter, Stürme und Tsunamis

Bei einer Pazifiküberquerung kann es vorkommen, dass das Schiff in ein Unwetter gerät, was häufig hohe Wellen und starken Seegang zur Folge hat. Jedoch erhalten moderne Containerschiffe in regelmäßigen Abständen per Satellitenverbindung aktuelle Wetterinformationen und Unwetterwarnungen. Zum Schutz der Besatzung, des Schiffes und der Ladung versuchen Frachtschiffe, Gebiete mit schlechtem Wetter zu umfahren und nehmen dafür auch große Umwege und längere Fahrzeiten in Kauf.

Bei unserer Überfahrt sind wir in die Ausläufer eines Sturms geraten, wodurch das Schiff drei Tage lang stark geschwankt und sich bis zu 13° zu beiden Seiten geneigt hat. Da ein großes Schiff zwar stark, aber nicht sehr schnell schwanken kann, sind wir erfreulicherweise nicht seekrank geworden. Die kontinuierliche Schiffsbewegung war nachts zum Schlafen trotzdem ziemlich unangenehm, da wir ständig hin- und hergerollt wurden. Gefährlich war es jedoch nicht. Übrigens kommt es auch nur sehr selten vor, dass bei einem Unwetter Container von Bord fallen.

Auch ein Tsunami kann einem Schiff nichts anhaben, sofern es sich in ausreichender Entfernung vom Land auf dem offenen Meer befindet. In diesem Fall ist ein Tsunami meist gar nicht spürbar, da er sich erst bei einer geringen Meerestiefe in Ufernähe zu einer hohen und gefährlichen Welle auftürmt.

Wellen und Gischt im Pazifik.

5.2 Krankheit

Bei einer Pazifiküberfahrt kann es vorkommen, dass ein Passagier oder ein Besatzungsmitglied krank wird oder es einen (Arbeits-)Unfall gibt. Zu diesem Zweck gibt es an Bord einen Sanitätsraum, der mit allerlei Medikamenten und Verbandsmaterial ausgestattet ist. Die Crew und vor allem die Offiziere sind in Erster Hilfe geschult, jedoch gibt es keinen Arzt an Bord.

In Extremfällen können kranke oder schwerverletzte Personen mit einem Helikopter ausgeflogen werden. Dies ist jedoch nur möglich, wenn sich das Schiff in ausreichender Nähe zum Ufer befindet und das Wetter eine Abholung zulässt. Als Voraussetzung für eine Frachtschiffreise benötigen Passagiere daher eine Krankenversicherung mit Rücktransport. Wir vertrauen bei unserer Weltreise auf die Auslandskrankenversicherung der HanseMerkur und sind mit der unkomplizierten und schnellen Abwiclung im Krankheitsfall sehr zufrieden.

5.3 Seekrankheit

Bei einer Schifffahrt kann es passieren, dass du seekrank wirst. Je unruhiger die See, desto stärker können Symptome wie Unwohlsein, Schwindelgefühl, Übelkeit und Erbrechen auftreten. Nicht alle Menschen werden seekrank und die meisten gewöhnen sich nach einigen Tagen an die Schiffsbewegungen und haben dann nur noch leichte oder gar keine Beschwerden mehr.

5.3.1 Vorbeugung und Medikamente

Es ist nicht wirklich möglich, sich auf Seekrankheit vorzubereiten oder sie zu verhindern. Bevor du zu einer Pazifiküberquerung aufbrichst, kannst du mit einer Fähre oder einem anderen Schiff eine kürzere Strecke zurücklegen und ausprobieren, ob du seekrank wirst. Jedoch ist bei einer Fahrt in Ufernähe der Seegang meist nicht so stark wie er auf dem offenen Pazifik sein kein.

In der Apotheke kannst du rezeptfrei Medikamente gegen Seekrankheit kaufen. Uns wurde dazu geraten, die Medikamente vorbeugend vor Abfahrt einzunehmen. Das haben wir jedoch nicht gemacht, da die Überfahrt viele Tage dauert und wir gar nicht wussten, ob wir überhaupt seekrank werden würden. Uns hat es mental geholfen, die Medikamente gegen Seekrankheit im Gepäck zu wissen.

5.3.2 Maßnahmen bei Seekrankheit

Falls du unterwegs seekrank werden solltest, dann achte darauf, nicht zu viel zu essen oder zu trinken. Je gefüllter dein Magen ist, desto mehr wird sein Inhalt bei jeder Schiffsbewegung hin- und hergeschoben – ein unangenehmes Gefühl. Ein vollkommen leerer Magen ist jedoch ähnlich ungünstig wie ein sehr voller.

Daneben hilft es unserer Erfahrung nach, viel zu schlafen. Achte darauf, dass du längs zur Schiffsbewegung liegst, d.h. dein Kopf sollte nicht in Richtung Bug (nach vorne) zeigen, sondern möglichst im 90°-Winkel dazu. Dadurch wird dein Körper nicht bei jeder Rollbewegung hin- und hergedreht. Auch hilft es, auf dem Bauch zu schlafen, da man so stabiler liegt.

5.4 Sicherheitsübungen

Um die Besatzung und die Passagiere bestmöglich auf eventuelle Notfälle vorzubereiten und das richtige Verhalten in Gefahrensituationen zu trainieren, findet an Bord einmal pro Woche eine Sicherheitsübung statt. Die Teilnahme an der Sicherheitsübung ist auch für Passagiere verpflichtend. Geübt wird nach einem festgelegten Ablaufplan jedes Mal ein anderer Notfall.

Während unserer Pazifiküberquerung wurde das Löschen von Bränden, das Besteigen und Zuwasserlassen der Rettungsboote sowie das Anlegen des Notfallanzugs geübt.

6. Wie organisiere ich eine Frachtschiffreise?

Bei der Organisation einer Frachtschiffreise gibt es einiges zu bedenken. Je flexibler du bist, desto einfacher wirst du eine für dich passende Verbindung finden.

6.1 Welche Routen gibt es?

Die schnellste derzeit angebotene Verbindung zur Überquerung des Pazifiks von Asien nach Lateinamerika verläuft unserer Recherche nach zwischen China nach Mexiko. Konkret sind wir von Qingdao, China, nach Manzanillo in Mexiko gefahren. Dabei gab es nur einen einzigen Stopp in Busan, Südkorea. Leider war es uns nach koreanischem Recht nicht erlaubt, in Busan einzuschiffen, also zuzusteigen. Es gibt auch Routen, bei denen du in den USA oder Kanada ankommst.
Eine Übersicht der aktuell angebotenen Verbindungen findest du auf der Website der auf Frachtschiffreisen spezialisierten Agentur Langsamreisen oder bei der Reederei CMA CGM.

6.2 Vorlaufzeit und zeitliche Flexibilität

Nachdem du dich für eine Route entschieden hast, musst du bei der Reederei oder bei auf Frachtschiffreisen spezialisierten Reiseagenturen ein Angebot mit möglichen Abfahrtsterminen einholen. Am besten du fragst drei bis sechs Monate vor dem gewünschten Abfahrtstermin nach den verfügbaren Verbindungen. Da jedes Frachtschiff nur eine geringe Anzahl an Passagieren transportieren kann (auf unserem Schiff gab es vier Passagierkabinen für bis zu acht Personen), können beliebte Routen bereits einige Zeit im Voraus ausgebucht sein. Während unserer Überfahrt war jedoch nur ein zusätzlicher Passagier mit an Bord.

Stelle sicher, dass du mit deinem Abfahrtstermin zeitlich flexibel bist. Denke daran, dass sich der geplante Termin um einige Tage oder sogar 1-2 Wochen verschieben kann. Uns ist es passiert, dass die gebuchte Route einige Monate vor der Abfahrt komplett gestrichen wurde und wir umbuchen mussten. Für die Übernachtung am Abfahrts- und Ankunftsort bietet es sich an, bei Booking.com eine Unterkunft zu buchen, die du kurzfristig und kostenlos stornieren oder ändern kannst.

6.3 Welche Voraussetzungen müssen Passagiere erfüllen?

Um den Pazifik auf einem Containerschiff zu überqueren, musst du körperlich und geistig fit sein. Du brauchst kein Leistungssportler zu sein, jedoch gibt es auf dem Schiff viele Treppenstufen, die du zum Beispiel auf dem Weg zwischen deiner Kabine und der Messe (=Speisesaal) mehrmals am Tag überwinden musst. Daneben sollten Passagiere folgende Punkte beachten:

6.3.1 Alter

Die Reederei CMA CGM, mit der wir den Pazifik überquert haben, nimmt aus Sicherheitsgründen nur Passagiere mit, die zwischen 16 und 77 Jahren alt sind.

6.3.2 Gesundheit und Schwangerschaft

Bei Buchung der Frachtschiffreise und zusätzlich 45 Tage vor Abfahrt musst du ein Gesundheitszeugnis einreichen. Darin bestätigt ein Arzt, dass du körperlich fit und in der Lage bist, eine mehrtägige Fahrt auf einem Containerschiff zu unternehmen. Das Gesundheitszertifikat muss nicht zwingend von deinem Hausarzt ausgefüllt werden. Wir waren dafür bei einem Arzt in Seoul, Südkorea.

Schwangere Frauen dürfen aus Sicherheitsgründen nicht auf einem Containerschiff mitfahren.

6.3.3 Krankenversicherung

Für eine Frachtschiffreise brauchst du zwingend eine Krankenversicherung mit versichertem Rücktransport. Wir selbst haben die Auslandskrankenversicherung der HanseMerkur und sind sehr zufrieden damit.

7. Wo buche ich eine Frachtschiffreise?

Eine Containerschiffreise kannst du entweder bei spezialisierten Reiseagenturen oder direkt bei der Reederei buchen.

7.1 Buchung bei spezialisierten Reiseagenturen

Im Internet findest du einige Reiseagenturen, die sich auf Frachtschiffreisen spezialisiert haben. Der gesamte Buchungsvorgang sowie die Information über Abfahrtszeiten und mögliche Terminverschiebungen läuft dann über die Agentur. Wir haben uns dazu entschieden, die Pazifiküberfahrt bei der in Berlin ansässigen Reiseagentur Langsamreisen zu buchen. Da die Überfahrt viel Geld kostet und es auch nach der Buchung relativ viel Klärungsbedarf hinsichtlich der Buchungsdokumente und Änderungen am Fahrplan gibt, war uns die Kommunikation über diese erfahrene Agentur lieber. Wir waren mit der Leistung und dem Buchungsprozess sehr zufrieden.

Ein Vorteil bei der Buchung über eine Reiseagentur ist zudem, dass Agenturen den Überblick über das Angebot mehrerer Reedereien haben und so für deine Anfrage die beste und günstigste Alternative vorschlagen können.

7.2 Buchung direkt bei der Reederei

Du kannst die Pazifiküberfahrt auch direkt bei einer der Reedereien buchen, die auf ihren Schiffen Passagiere mitnehmen. Die französische Reederei CMA CGM promotet Frachtschiffreisen auf ihrer Website. Über das Kontaktformular kannst du ein Angebot anfragen oder dich über die aktuell verfügbaren Routen informieren.

Der Vorteil bei einer Buchung über die Reederei ist, dass du direkt mit dem Leistungserbringer in Kontakt stehst. Das vermeidet eine zeitliche Verzögerung im Vergleich zu einer zwischengeschalteten Agentur und du erhältst alle Informationen aus erster Hand.

Ein Nachteil kann sein, dass die Kommunikation auf Englisch oder wahlweise auf Französisch abläuft. Da es bei Schiffsreisen zahlreiche Fachbegriffe und branchenspezifische Abkürzungen gibt, fällt dir die Kommunikation mit einer deutschsprachigen Agentur eventuell leichter.

8. Was kostet eine Pazifiküberquerung?

Eine Frachtschiffreise ist nicht billig und in der Regel teurer als ein Flugticket für die gleiche Strecke. Dafür bietet sie dir neben dem bloßen Transport jedoch auch eine ganz andere Erfahrung und beinhaltet zusätzliche Leistungen.

8.1 Preis in der Einzelkabine

Eine Einzelkabine kannst du bei CMA CGM je nach Strecke für einen Preis zwischen 120 und 180 Euro pro Tag buchen. Der Preis beinhaltet Unterkunft in einer gemütlichen Kabine, täglich drei Mahlzeiten und den eigentlichen Transport.

8.2 Preis in der Doppelkabine

Bei der Buchung einer Doppelkabine reduziert sich der Fahrpreis pro Passagier und Tag um 20-30 Euro im Vergleich zu einer Einzelkabine. Für unsere 18-tägige Überfahrt in der Doppelkabine haben wir pro Person 1.917 Euro bezahlt. Dazu kamen noch zusätzliche Hafengebühren sowie ein paar wenige Kosten an Bord für Internet und Snacks.

8.3 Hafengebühren

Sowohl beim Abfahrts- wie auch beim Ankunftshafen fallen für jeden Passagier Hafengebühren an. Diese sind bereits im Reisepreis der Frachtschiffreise inkludiert und umfassen das Honorar für den Hafenagenten, der dich zum Schiff begleitet beziehungsweise dich bei der Ankunft abholt, sowie Gebühren, die der Hafen für die Abwicklung der Passagiere verlangt.

Einige Häfen erheben neben den regulären Hafengebühren Zusatzgebühren für die Ein- bzw. Ausreiseformalitäten oder den Transfer zum Schiff. Bei unserer Abfahrt in Qingdao, China, mussten wir am Hafen pro Person 50 US-Dollar bezahlen. Bei der Ankunft in Manzanillo, Mexiko, waren es 60 US-Dollar pro Person.

8.4 Kosten an Bord

Da Unterbringung und Verpflegung bereits im Reisepreis enthalten sind, brauchst du an Bord des Containerschiffs eigentlich nichts mehr zu bezahlen. Falls du jedoch Zugang zum Satelliten-Internet an Bord haben möchtest, kannst du dir beim Kapitän ein Datenpaket kaufen. Bei uns hat das Internet 1 US-Dollar pro 10 Megabyte gekostet.

An Bord gibt es einen kleinen Kiosk, der in der Seefahrersprache Slop Chest genannt wird. Dort kannst du dir zu supermarktähnlichen Preisen Süßigkeiten, Soft Drinks oder Bier kaufen. Bezahlt wird in US-Dollar.

9. Wie läuft die Frachtschiffreise konkret ab?

Du hast dein Ticket gebucht und bist bereit für die Überfahrt? Jetzt wird es spannend!

9.1 Koordination mit dem Hafenagenten

Um zu erfahren, wann genau dein Schiff im Abfahrtshafen erwartet wird und wann du dich dort einfinden sollst, musst du 3-4 Tage vor Abfahrtstermin den Hafenagenten kontaktieren. Der Hafenagent ist ein Hafenmitarbeiter, der dich über eventuelle Änderungen der Abfahrtszeit auf dem Laufenden hält, dir am Abfahrtstag bei den Formalitäten hilft und dich zum Schiff bringt. Die Kontaktdaten des Hafenagenten erhältst du von deiner Reiseagentur oder der Reederei, je nachdem, wo du dein Ticket gebucht hast.

9.2 An Bord gehen

Am Abfahrtstag findest du dich zur mit dem Hafenagenten abgemachten Zeit am Hafen ein. Die genaue Adresse des Hafens kannst du beim Hafenagenten erfragen. Dort wird dich der Hafenagent in Empfang nehmen und zur Ausreisebehörde bringen. Nachdem dein Reisepass geprüft wurde, wird der Hafenagent mit dir auf das öffentlich nicht zugängliche Hafengelände fahren und dich zum richtigen Schiff bringen. Am Schiff selbst nimmt dich ein Crewmitglied (in unserem Fall einer der Offiziere) in Empfang und bringt dich zu deiner Kabine.

Wundere dich nicht, wenn der Hafenagent deinen Reisepass behält. Erst kurz vor der Abfahrt übergibt er diesen zusammen mit den Pässen der Crew an den zuständigen Offizier an Bord. Während der Überfahrt bleibt dein Pass beim Kapitän und du erhältst ihn erst zurück, sobald du von Bord gehst.

9.3 Die Kabine

Auf unserem Containerschiff CMA CGM Jacques Joseph hatten wir eine sehr großzügige und gemütliche Doppelkabine. In der Kabine befand sich neben einem großen Doppelbett ein Sofa, ein Schreibtisch mit Stuhl und ein großer Schrank. Außerdem hat jede Kabine ein eigenes Badezimmer mit Dusche und WC. Für Tageslicht verfügt jede Kabine über mindestens zwei Fenster, die man auch aufmachen kann. Suche dir, falls du eine Wahlmöglichkeit hast, eine Außenkabine aus, damit du von der Kabine aus auf das Meer blicken kannst. Von unserer Kabine aus konnten wir leider nur die gestapelten Container sehen und zusätzlich fiel nur relativ wenig natürliches Licht ins Innere.

9.4 Mahlzeiten und Alkohol an Bord

An Bord bekommst du jeden Tag drei Mahlzeiten, die von einem Koch in der Kombüse (=Küche) zubereitet werden. Frühstück gab es auf unserem Schiff um 7 Uhr, Mittagessen um 12 Uhr und Abendessen um 18 Uhr. Je nach Nationalität der Besatzung kann die Auswahl der Gerichte einen unterschiedlichen Schwerpunkt haben. Die Offiziere unserer Crew und der Kapitän kamen fast alle aus der Ukraine oder aus Russland und wollten vor allem eines essen: Fleisch. Konkret gab es zum Beispiel Steak, Lasagne, Spare Ribs, mit Hackfleisch gefüllte Paprika und Fisch, jeweils mit Beilagen. Es war jedoch möglich, mit dem (bei uns philippinischen) Koch zu sprechen und Wünsche zu äußern, die in den meisten Fällen erfüllt werden konnten.

Zusammen mit unseren kochbegeisterten Offizieren haben wir an einem Nachmittag gemeinsam Pelmeni zubereitet, die es am nächsten Tag dann zum Mittagessen gab.

Alkohol wird bei der Reederei CMA CGM nur noch auf Schiffen mit französischer Flagge zu den Mahlzeiten ausgeschenkt. Auf unserem Schiff, das unter maltesischer Flagge fährt, haben wir keinen Alkohol bekommen. Es wäre jedoch möglich gewesen, im Bordkiosk Bier zu kaufen.

9.5 Die Crew

Die Besatzung an Bord des Containerschiffs war für uns einer der Gründe, die unsere Pazifiküberfahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Auf den Schiffen von CMA CGM ist es den Passagieren erlaubt, der Crew über die Schulter zu schauen und zu lernen, was es heißt, auf einem Frachtschiff zu leben und zu arbeiten. Von der Brücke über den Maschinenraum bis zu den Arbeiten an Deck durften wir die Offiziere begleiten und haben von diesem Angebot reichlich Gebrauch gemacht. Die Besatzung hat all unsere Fragen mit sehr viel Geduld beantwortet. Wusstest du, dass ein Containerschiff pro 100 Kilometer Fahrt 12,5 Tonnen (!) Schweröl verbraucht?

Auf unserem Schiff gab es 25 Besatzungsmitglieder, darunter zwei Frauen. Unser Tipp: Bemühe dich um ein gutes Verhältnis zur Crew! Durch die Einblicke ins Leben an Bord wird deine Frachtschiffreise erst richtig spannend.

9.6 Unterhaltung an Bord

Damit es dir an Bord des Schiffes nicht langweilig wird, gibt es neben den Einblick in den Schiffsalltag der Crew einige weitere Unterhaltungsmöglichkeiten. Den Passagieren steht ein Aufenthaltsraum zur Verfügung, in dem es einen Fernseher und einen DVD-Player gibt. Nimm dir nach Möglichkeit Filme auf einem digitalen Speichermedium mit. Du kannst aber auch die Crew fragen, die bestimmt die neuesten Filme parat hat.

Um Sport zu treiben, gibt es an Bord der CMA CGM Jacques Joseph ein Fitnessstudio mit u.a. einem Laufband, Fahrradergometer und Hanteln. Nach dem Abendessen haben wir alleine oder mit der Crew oft eine Runde Tischtennis gespielt. Auf unserem Schiff gab es zusätzlich eine Sauna und manche Schiffe verfügen sogar über einen kleinen Swimmingpool. Wenn das Wetter gut war, hat die Crew sonntags an Deck Basketball gespielt – eine willkommene Bewegungseinheit.

Damit du dir ein wenig die Beine vertreten kannst, ist es Passagieren bei gutem Wetter erlaubt, an Deck spazieren zu gehen. Bei einer kompletten Runde ums Schiff kommt dabei in etwa ein Kilometer zusammen. Außerdem hast du so die Chance, im Meer lebende Tiere zu Gesicht zu bekommen.

9.7 Internet an Bord

Auf modernen Containerschiffen haben Passagiere und die Crew heutzutage Zugang zum Internet. Jeder an Bord bekommt einen eigenen Account, in den man sich über WLAN mit dem eigenen Smartphone einwählen kann. Da jedoch alle Daten über eine Satellitenverbindung übertragen werden müssen, ist das ganze relativ teuer. 10 Megabyte haben auf unserem Schiff 1 US-Dollar gekostet. WhatsApp oder (Text-)Emails brauchen meist keine großen Datenmengen. Wenn du allerdings Videos anschauen möchtest oder viel bei Facebook oder gar Instagram surfst, kann es richtig teuer werden. Für unsere 18-tägige Überfahrt haben uns 50 Megabyte für 2 Personen ausgereicht.

Unser Tipp: Installiere dir vor Reisebeginn eine Firewall ohne Root auf deinem Smartphone. Damit kannst du den Internet-Zugriff für jede App separat einstellen und nur bestimmten Apps (z.B. WhatsApp) erlauben, sich mit dem Internet zu verbinden. So verhinderst du, dass dein Datenvolumen durch Updates und andere Apps verbraucht wird, die du an Bord gar nicht benötigst.

9.8 Jetlag und Zeitverschiebung

Dass man bei einer Fernreise mit dem Flugzeug mehrere Zeitzonen überfliegt und so am Zielort einen Jetlag hat, ist bekannt. Du denkst, bei einer Pazifiküberquerung auf einem Containerschiff kann das nicht passieren? Wir müssen dich leider enttäuschen: Da die Route zwischen Asien und Amerika von West nach Ost verläuft, überfährt das Schiff alle 1-2 Tage eine Zeitzone. Bei jeder neuen Zeitzone wird die Uhrzeit an Bord angepasst und alle Uhren um eine Stunde nach vorne gestellt. Der Tag hat dann nur noch 23 Stunden, denn eine Stunde geht verloren.

Eine Stunde hört sich zunächst wenig an. Doch wenn über einen Zeitraum von zwei Wochen alle 1-2 Tage die Uhr umgestellt wird, kommt der menschliche Körper nicht hinterher. Morgens muss man im Vergleich zur inneren Uhr, die sich nur langsam anpasst, immer früher aufstehen und ist dann noch müde. Abends ist man hingegen wach und kann schlechter einschlafen. Glücklicherweise hat man als Passagier keine wirklichen Verpflichtungen und kann den fehlenden Schlaf bei Bedarf tagsüber nachholen.

9.9 Überquerung der Datumsgrenze

Spannend wird die Zeitverschiebung, sobald das Frachtschiff die Datumsgrenze überfährt. Mit jeder neuen Zeitzone hast du eine Stunde verloren. Jetzt bekommst du die verlorene Zeit wieder zurück, dir wird ein ganzer Tag geschenkt. Konkret bedeutet das, dass du einen Tag zwei Mal erleben darfst. Bei uns war das der 29.11.2018. Am Donnerstagabend sind wir ganz normal ins Bett gegangen. Als wir am nächsten Morgen aufgewacht sind, war dann schon wieder Donnerstag. Eine Pazifiküberquerung von Asien nach Amerika beinhaltet somit zwangsläufig eine eintägige Zeitreise in die Vergangenheit. 🙂

9.10 Tierbeobachtungen

Während deiner Zeit an Bord hast du ausreichend Gelegenheit, nach im oder auf dem Meer lebenden Tieren Ausschau zu halten. Die Chancen, fliegende Fische, Delfine, Haie, Wale und diverse Vögel zu Gesicht zu bekommen, stehen dabei ziemlich gut. In Küstennähe sind deine Aussichten auf Tierbeobachtungen angeblich am besten.

10. Alternativen zur Frachtschiffreise

Um über den Pazifik zu kommen, gibt es außer einer Frachtschiffreise noch weitere Möglichkeiten:

10.1 Pazifiküberquerung mit dem Segelschiff

Statt mit einem Containerschiff den Pazifik zu überqueren, kannst du versuchen, eine Mitfahrgelegenheit auf einem Segelschiff zu finden. Auf den Webseiten findacrew.net und handgegenkoje.de suchen Kapitäne Personen, die auf ihrem Schiff als Crew mitfahren möchten. Auch bei Facebook gibt es diverse Gruppen, die Skipper und Mitsegler zusammenführen. Sehr aktive Gruppen sind Sailboat Hitchhikers and Crew Connection und Hand gegen Koje Börse. Je nach deiner Segelerfahrung und deinen damit verbundenen Fähigkeiten darfst du als Gegenleistung für deine Arbeit an Bord kostenlos mitsegeln, musst einen kleinen Kostenbeitrag leisten oder wirst für deinen Einsatz sogar bezahlt.

Ein Nachteil der Pazifiküberquerung mit dem Segelschiff ist das relativ kleine Zeitfenster, in dem die Voraussetzungen (Wind und Wetter) für die Überfahrt am besten sind. Für Reisen von West nach Ost wird als bestes Zeitfenster Mai bis Oktober empfohlen, von Ost nach West April bis September. Du solltest einige Zeit einplanen, um nach einem geeigneten Segelboot für eine Pazifiküberquerung zu suchen.

10.2 Pazifiküberquerung mit dem Flugzeug

Natürlich kannst du auch einfach mit einem Flugzeug über den Pazifik fliegen. Das ist schneller als eine Frachtschiffreise und dazu wesentlich billiger. Doch es macht mit Sicherheit nicht halb so viel Spaß und du verpasst die seltene Gelegenheit, das spannende Leben an Bord eines Containerschiffs kennenzulernen.

10.3 Sich über den Pazifik beamen

Da das Beamen erst im Jahr 2215 erfunden werden wird, musst du dich noch eine Weile gedulden, bis du auf diese Möglichkeit zurückgreifen kannst. 🙂

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