Seit 28 Monaten unterwegs

Leo und Sebastian stehen vor dem aktiven Vulkan Fuego in Guatemala.

Was haben wir gemacht im Monat Juni, unserem achtundzwanzigsten Reisemonat?

Den größten Teil des Juni verbringen wir house-sittend in San Pedro La Laguna am Atitlán-See in Guatemala mit unseren Hunden Zoy, Eva und Wally sowie Katze Tommy. Es sind entspannte Tage, bis die spontan gestartete Spendenaktion „Help Mehrane“ für unsere iranische Freundin Mehrane für Aufregung und Abwechslung sorgt. Innerhalb von etwas mehr als 48 Stunden unterstützen 110 Personen unseren Aufruf und es kommt die unglaubliche Summe von 9.015 Euro zusammen!

Ende des Monats kommt Haus- und Tierbesitzer Tonny aus seinem Urlaub zurück und wir ziehen weiter. Drei Highlights Guatemalas liegen vor uns: Die hübsche Stadt Antigua und zwei aktive Vulkane, die wir uns aus der Nähe anschauen wollen.

Leo und Sebastian stehen im Nebel, als sie auf den Vulkan Acatenango in Guatemala wandern.
Eigentlich sollten wir tolle Blicke auf den aktiven Vulkan Fuego haben, aber das Wetter spielt bei unserer Wanderung auf den Acatenango nicht mit…

Welche Momente im Juni werden uns in guter Erinnerung bleiben?

  • Während der vier Wochen House Sitting am Atitlán-See spielt sich ein guter Tagesrhythmus ein: Wir wachen um 6 Uhr auf, frühstücken mit Blick auf den See, finden Zeit zum Arbeiten, zum Kochen und für „unsere“ Hunde. Vielleicht gerade aufgrund dieser täglichen Routine beginnen die Tage allerdings schon bald, regelrecht an uns vorbeizufliegen.
  • Als wir eine Anzeige für einen Campervan entdecken, der aktuell auf der anderen Seite des Sees zum Verkauf angeboten wird, beginnen wir zu träumen. Wäre es nicht toll, Mittelamerika mit einem eigenen Auto bereisen zu können, unabhängig zu sein, in der Natur zu übernachten und für uns selbst zu kochen? Kurzerhand vereinbaren wir mit dem Besitzer einen Besichtigungstermin und stehen bald schon selbst in unserem möglichen neuen Zuhause. Doch obwohl der 30-jährige Dodge Ram mit kleiner Küche und sogar Mini-Toilette bestimmt toll wäre, entscheiden wir uns schließlich doch dagegen: Der Prozess, ein in den USA zugelassenes Auto auf uns umzuschreiben, ist zwar möglich, aber mit Kosten und viel Zeitaufwand verbunden. Und der Preis des Autos ist uns zudem schlicht zu hoch. Heben wir uns die Vanlife-Idee für die Zukunft auf…
  • Passend zu unserem aktuellen House Sit erscheint in der Süddeutschen Zeitung ein Interview mit uns über unsere Erfahrungen beim House Sitting, das man mit SZ Plus Zugang hier komfortabler als im Bild lesen kann.

In der Süddeutschen Zeitung erscheint ein Interview mit Leo und Sebastian über House Sitting.

  • Über Instagram erfahren wir vom Motorroller-Unfall unserer iranischen Freundin Mehrane in Chiang Mai in Thailand. Ihr Bein ist gebrochen und muss operiert werden. Doch Mehrane hat keine Auslandsreisekrankenversicherung und kann sich die Behandlungs- und Krankenhauskosten von über 8.000 Euro nicht leisten. Von Crowdfunding- und Online-Spendenaktionen haben wir bereits gehört, also informieren wir uns im Internet und beschließen, selbst eine solche Spendenaktion zu starten. Wir können uns kaum vorstellen, das Spendenziel von 8.000 Euro zeitnah zu erreichen, aber auch ein bisschen Geld wird Mehrane schon helfen. Um so unglaublicher ist es, als wir nach etwas mehr als 48 Stunden 9.015 Euro von 110 wunderbaren Spendern erhalten. Vielen Dank!
  • Wir bitten unsere Freundin Joey, die in Chiang Mai lebt, Mehrane und ihren Mann Mahmoud im Krankenhaus zu besuchen und zu schauen, ob alles in Ordnung ist. Joey setzt sich wahnsinnig für die beiden ein und alles nimmt langsam Formen an: Mit dem Wissen um das gesammelte Geld bürgt Joey mit ihrem Haus für Mehranes Behandlungskosten und die Operation kann stattfinden. Wir schicken das Geld an Joeys Konto, die es Mehrane und Mahmoud in bar aushändigt und die damit wiederum das Krankenhaus bezahlen.
  • Nach über zwei Wochen Behandlung können Mehrane und Mahmoud am 3. Juli von Chiang Mai aus nach Kuala Lumpur fliegen und dort einen Tag später mit ihrem ursprünglichen Heimflug zurück in den Iran reisen. Auf Mehrane werden nun lange Wochen der Physiotherapie zukommen, aber immerhin zu Hause.
  • Auch uns hält die Spendenaktion eine gute Woche lang sehr in Atem. Morgens und abends telefonieren wir mit Joey und Mehrane in Thailand, um auf dem Laufenden zu bleiben, parallel bewerben wir die Spendenaktion und beantworten die vielen Nachrichten von Mehranes Freunden, die sich über die Aktion bei uns melden.
Mehrane und Mahmoud dürfen endlich das Krankenhaus in Thailand verlassen.
Endlich darf Mehrane das Krankenhaus verlassen. Unsere Freundin Joey und ihr Sohn Khunkao holen sie und ihren Mann Mahmoud ab.
  • In San Pedro lernen wir Barbara kennen. Seit 19 Jahren lebt die Deutsche schon am See und bei Kaffee und Kuchen in ihrem hübschen kleinen Holzhaus erzählt sie uns von ihrem Alltag in Guatemala, davon, dass sie sich ein Leben in Deutschland mittlerweile nicht mehr vorstellen kann und wie sie als große Tierfreundin und Krankenschwester zur inoffiziellen Tierärztin des Ortes mutiert ist.
  • Nach vielen E-Mails mit dem Reisebüro und der Reederei buchen wir schließlich unsere Rückfahrt nach Europa! Ende September werden wir von Panama aus mit einem Containerschiff in See stechen und Mitte Oktober in den Niederlanden ankommen. Mit meinem Geburtstag unter Palmen wird es damit leider nichts…
  • Einen Monat haben wir mit „unseren“ Tieren in „unserem“ Haus verbracht und wiedermal ist es schade, das alles hinter uns zu lassen. Es ist immer wieder spannend zu erfahren, wie schnell wir uns an einem neuen Ort zu Hause fühlen können.
  • Vom Atitlán-See aus fahren wir nach Antigua. Wir erwarten eine sehr touristische kleine Stadt und mieten uns im Mary Home Stay ein, was sich durch die fantastische Besitzerin Marian und die ruhige, aber zentrale Lage als absoluter Glücksgriff erweist. Auch als wir durchs Zentrum laufen, sind wir positiv überrascht: Antigua ist schön! Doch, es sind viele Touristen hier. Aber die Stadt ist ganz klar in guatemaltekischer Hand, es gibt viel lokales Leben auf den Straßen, es wird Spanisch gesprochen und nirgendwo sehen wir die Preise statt in Quetzal in Dollar angegeben. Zum Glück!
Der Vulkan Agua erhebt sich hinter dem Arco de Santa Catalina in Antigua, Guatemala.
Antigua ist berühmt für seine Kolonialarchitektur und die umgebenden Vulkane, auf die man an klaren Tagen eine tolle Sicht hat
  • Im Süden Antiguas erhebt sich bilderbuchmäßig der kegelförmige Vulkan Agua. Auch die Vulkane Acatenango und Fuego sehen wir von der Stadt aus. Als wir dann im Lonely Planet lesen, dass man den aktiven Fuego nachts vom Nachbarvulkan Acatenango aus Feuer spucken sehen kann, ist klar, dass wir das selbst erleben möchten.
  • In sechs Stunden wandern wir den Acatenango hinauf, ein inaktiver Vulkan. Hier übernachten wir eine Nacht auf 3.500 Metern im sogenannten Basecamp, in dem Agenturen kleine Zeltlager aufgebaut haben. Aus dem Zelt heraus ist der aktive Vulkan Fuego zu sehen – eigentlich. Wir leider haben ausnahmsweise mal kein Glück und viele Wolken versperren uns die Sicht. Als Sebastian mitten in der Nacht pinkeln muss und einen Blick aus dem Zelt wirft, ist die Sicht frei! Zehn Minuten endlich haben wir einen beeindruckenden Blick auf den Vulkan Fuego, der tatsächlich rot glühendes Magma ausspuckt, das langsam an seinen Flanken erkaltet. Was für ein Schauspiel!
  • Tags darauf und zurück in Antigua brechen wir muskelkatergeplagt zu einem weiteren Vulkan auf. Der ebenfalls aktive Pacaya ist zum Glück leichter zu erwandern als der Acatenango. Auch hier bietet sich uns ein beeindruckendes Schauspiel: Rot glühende Magmawalzen drücken sich aus einer Flanke des Pacaya durch die schwarze Lava und bahnen sich in Zeitlupe einen Weg nach unten. Wir stehen nur knapp zwei Meter von dem heißen Magma entfernt und fühlen uns wie im Backofen. Mein Gesicht und meine Füße glühen, hoffentlich schmelzen meine Schuhe nicht!
Leo und Sebastian stehen einen Meter entfernt von rot glühendem, heißen Magma am Vulkan Pacaya in Guatemala.
Wenige Meter von uns entfernt fließt das heiße Magma
  • Am kommenden Tag, wir können vor Muskelkater immer noch (oder schon wieder?) nicht laufen, fahren wir nach Guatemala-Stadt. Wir dürfen bei Svenja und Georg übernachten, dem Bruder von Sebastians ehemaligem Werkstudenten Max. Die beiden kennen uns zwar nicht und sind aktuell selbst noch im Urlaub, laden uns aber trotzdem in ihre Wohnung ein und verraten uns unbekannterweise ihren Türcode.
  • Guatemala-Stadt ist mit dem hübschen und kleinen Antigua nicht zu vergleichen: Die Hauptstadt ist groß, staugeplagt und unser Taxifahrer erzählt von massiven Sicherheitsproblemen. Wir jedoch fühlen uns bei unserem Besuch der historischen Altstadt nicht unwohl und wohnen zudem ja bei Svenja und Georg, die mittlerweile aus dem Urlaub zurück sind und sich bewusst für ein sicheres Viertel entschieden haben.
  • Von Guatemala-Stadt aus machen wir einen Ausflug in den kleinen Ort San Andrés Itzapa. Hier besuchen wir die Schwestern Julia und Lisa, die wie wir ohne Flugzeug um die Erde reisen. Auf ihrem Blog hatten wir gesehen, dass sie gerade ebenfalls in Guatemala sind und vereinbaren ein Treffen. Es ist toll und inspirierend, die beiden „Kolleginnen“ im wahren Leben kennenzulernen und sich mit ihnen auszutauschen.
  • Nach 7 schönen Wochen in Guatemala ziehen wir weiter nach Süden. El Salvador wartet auf uns!
Blitze zucken über den Atitlán-See in Guatemala.
Wir besuchen Guatemala in der Regenzeit: Gegen Nachtmittag ziehen beeindruckende Wolkenberge über den Atitlán-See und das ein oder andere heftige Gewitter geht über uns nieder. Dafür leuchten die Hänge in einem satten Grün und alles wächst in Rekordschnelle.

Wie sah es in diesem Monat mit Fettnäpfen, skurrilen Situationen oder Schreckmomenten aus?

  • Die Guatemalteken scheinen große Freunde an Feuerwerken zu haben. Gerne mitten in der Nacht oder morgens früh um fünf werden ohrenbetäubende Böller abgefeuert, die das ganze Dorf aus dem Schlaf reißen. Der Sinn des Ganzen hat sich uns leider nicht wirklich erschlossen.
Deutsches Volk Kaffee in einem Regal in Antigua in Guatemala.
Wir müssen uns doch etwas wundern, als wir diesen Kaffee in einem Geschäft in Antigua entdecken. Die Verkäuferin hat leider keine weiterführenden Informationen für uns, was es mit dem Namen und der Aufmachung dieses Kaffees auf sich hat.

Neu auf dem Blog

Nach unserer Pazifiküberquerung auf einem Containerschiff haben uns viele Fragen erreicht: „Wie habt ihr die Überfahrt organisiert und wie seid ihr an das Ticket gekommen?“; „Was macht man den lieben langen Tag an Bord, ist es euch nicht langweilig geworden?“; „Wie lange hat die Überfahrt gedauert?“.

Wir haben uns die Zeit genommen und dazu einen ausführlichen Guide erstellt. In „Mit dem Containerschiff über den Pazifik – So geht’s“ beantworten wir diese Fragen und haben viele weitere Informationen zu unserer Frachtschiffreise zusammengestellt.

Viel Spaß beim Schmökern und lasst uns wissen, falls noch eine Frage offen geblieben ist.

Unser Fazit des achtundzwanzigsten Monats

Der Juni war ein schöner Monat! Unser House Sit war eine willkommene Zeit, um ganze vier Wochen an einem Ort zu verbringen, gut zu essen und nette Menschen in San Pedro La Laguna kennenzulernen. Der Atitlán-See ist perfekt für eine kurze Reiseauszeit, denn das Klima ist angenehm, meist um die 25 Grad und der Blick auf den See ist abwechslungsreich: Morgens freie Sicht auf die uns umgebenden Vulkane, spätestens ab Nachmittag ziehen sich dann die Wolken beeindruckend über dem See zusammen und mächtige Blitze zucken über die Wasseroberfläche.

Etwas ganz Besonderes in Guatemala waren für uns die Besuche der Vulkane Acatanango und Pacaya. Den Feuer spuckenden Vulkan Fuego aus der Nähe zu sehen und die unglaubliche Hitze des zwei Meter entfernt vorbeifließenden Magmas am Pacaya zu spüren, waren zwei unglaubliche Erlebnisse!

Viel länger noch hätten wir in Guatemala bleiben können, doch auf einmal haben wir wieder einen festen Termin und unsere Zeit in Mittelamerika hat ein Enddatum bekommen. Da auch noch viele spannende Länder vor uns liegen, ziehen wir weiter. Nach 45 Tagen in Guatemala wartet unser nächstes Land Mittelamerikas auf uns: El Salvador!

Die Grenze zwischen Guatemala und El Salvador führt über eine Brücke.
Die Grenze zwischen Guatemala und El Salvador nahe dem Ort Valle Nuevo gehört mit zu den entspanntesten und hübschesten Grenzen, über die uns unsere Reise bislang geführt hat.

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2 Comments

    1. Liebe Mariann,
      wir freuen uns, dass dir unser Bericht gefällt! Mutig finden wir uns eigentlich nicht, wir leben nur unseren mittlerweile ganz normalen Reisealltag 🙂
      Herzliche Grüße aus El Salvador
      Leo und Sebastian

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