Ein Highlight unserer Zeit im Oman ist der Besuch von Masirah Island. Vor der Ostküste Omans gelegen, ist Masirah Island ca. 95 km lang und 12–14 km breit. Insgesamt sollen lediglich 12.000 Menschen auf der Insel zu Hause sein.
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Vom Wadi Bani Khalid kommend, sind wir mit unserem vollgepackten Toyota Yaris unterwegs und planen per Autofähre auf die Insel überzusetzen. Bei knapp 40°C im Schatten (wo gibt es im Oman eigentlich Schatten?) erleben wir bereits bei der Anfahrt zum Hafen eine erste Überraschung: Was wie ein riesiges Schneefeld aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ausgedehnte Saline. Hier lagert sich in dicken Schichten Salz aus verdunstendem Meerwasser ab; eine zusätzliche Einnahmequelle für die Anwohner.
Wie immer sind wir neugierig und kommen mit den Arbeitern, die ihre Pick-Up’s mit schweren Säcken voller Salz beladen, ins Gespräch. Leo lässt es sich nicht nehmen und fragt einen der freundlichen Männer, ob sie eine Kostprobe des weißen Goldes erstehen könne. Leider gibt es hinsichtlich der Größe der als Souvenir gedachten Portion ein kleines Verständigungsproblem, sodass wir ihn gerade noch stoppen können, als er bereits die dritte Schaufel (!) Salz in unsere Plastiktüte befördert. Mit ca. 5 Kilo Salz im Gepäck werden wir bei dieser Reise bestimmt kein fades Essen mehr haben…
Als wir in den Hafen einfahren, stellen wir erfreut fest, dass gerade die letzten Pkws auf eine große Autofähre verladen werden. Wir haben uns im Vorfeld nicht über die Abfahrtszeiten informiert und sind froh, gerade noch rechtzeitig angekommen zu sein. Doch unsere Freude währt nur kurz: Der Einweiser erklärt uns in perfektem Englisch, dass wir vor Fahrtantritt in jedem Fall eine Fahrkarte im rund 800m entfernten Office erwerben müssen. Auf der Fähre selbst würden keine Tickets mehr verkauft.
Was aus Compliance-Sicht sinnvoll erscheinen mag, ist nun ein Problem für uns, da die Fähre bereits in fünf Minuten ablegen wird. Wir erfahren noch, dass der Fahrplan ordnungsgemäß einzuhalten ist – auf uns warten könne man daher leider nicht. Sebastian versucht noch, mit dem Einweiser zu verhandeln, doch da ist nichts zu machen. Mit einer so strikten Auslegung von Pünktlichkeit hatten wir im Oman nicht gerechnet…
Im Ticket-Office informiert man uns, dass die nächste Fähre erst in drei Stunden ablegen wird. Da es in näherer Umgebung des Hafens nichts zu tun oder zu sehen gibt, dauert uns das zu lange und wir erkundigen uns nach Alternativen. Die gibt es auch tatsächlich und ein uniformierter Beamter rät uns, unser Glück bei den alten Autofähren zu versuchen (die sind langsamer, dafür billiger). Hier läuft es nach dem Motto „Leinen los, sobald alle Plätze voll sind“. Auf den ersten Blick sehen die alten Fähren nicht besonders vertrauenerweckend aus. Doch als wir entdecken, dass Sicherheit hier groß geschrieben wird, fassen wir uns ein Herz und steigen ein (siehe Bild unten 🙂 )
Unmittelbar nach Abfahrt winkt uns ein Omani vom Hafen aus enthusiastisch zu. Was wie eine nette Geste wirkt, hat einen ernsten Hintergrund: Der gute Herr hat kurz vor Abfahrt sein Auto und auch die Fähre verlassen, um sich etwas zu essen zu besorgen und wurde so doch tatsächlich vergessen! Nett für ihn, dass wir noch einmal umdrehen und ihn einsammeln.
Nach einer etwas unruhigen ersten Nacht in Ras-Hilf (wir hatten diverse Moskitos im Zimmer und das Hotel lag genau neben einem lauten Diesel-Kraftwerk), füllen wir heute unsere Vorräte auf, da wir planen, für 2-3 Tage auf Masirah unterwegs zu sein. Außer dem Städtchen Hilf gibt es auf der Insel nur ein paar wenige Dörfer, jedoch ohne Verpflegungsmöglichkeiten.
Auf jeden Fall brauchen wir Brot und stoppen bei einer kleinen Bäckerei. Durch die offene Tür können wir einen Blick in die Backstube erhaschen, in der reger Betrieb herrscht. Das finden wir interessant und der Besitzer lädt uns stolz ein, seine Bäckerei zu besichtigen. Eine super Idee, denn nur dadurch finden wir zufällig die wohl leckersten Schoko-Nuss-Muffins des Oman!
Nachdem wir alle Vorräte besorgt haben, geht es los. Schon bald lassen wir die Stadt hinter uns und fahren durch die karge, omanische Steppe. Immer wieder müssen wir unsere Fahrt unterbrechen, da Kamele in aller Seelenruhe die Straße überqueren. Alle Kamele (eigentlich sind es Dromedare, aber hier sagt jeder „Camel“) haben Besitzer; sie ziehen jedoch auf der Suche nach Nahrung frei über die Insel. Als wir wieder einmal anhalten, um die Kamele zu fotografieren, stoppt neben uns ein Omani, der das so gar nicht verstehen kann und denkt, dass wir eine Panne haben. Aber alles ist gut und wir setzen unsere Reise fort.
Da Sebastian im Reiseführer gelesen hat, dass man auf Masirah Island gut Kitesurfen kann, visieren wir als erstes das Masirah Kite Camp an. Leider ist das Camp nicht gut ausgeschildert und auch auf unserer einfachen Landkarte nicht verzeichnet. Als wir zwischen verlassenen Holzhütten und auf einer immer schlechter werdenden Straße umherirren und schon fast wieder umdrehen wollen, hält neben uns ein großer Pick-Up, aus dem uns ein gut gelaunter Omani fragt, ob wir Hilfe brauchen. Der im traditionellen omanischen Gewand Dishdasha gekleidete Herr stellt sich als Mohammed vor. Er ist mit seiner Frau und Sohn Muhammad zu einem Sonntagsausflug unterwegs. Klar kennt er das Kite Camp und bietet uns an, vorauszufahren und uns den Weg zu zeigen. Da sagen wir nicht nein.
Leider ist das Camp geschlossen, da es um diese Jahreszeit nicht genügend Wind zum Kiten gibt. Wir werden aber trotzdem sehr freundlich vom Camp-Aufseher empfangen und bekommen einen leckeren Tee sowie Datteln serviert.
Als wir uns gerade wieder auf dem Weg zum Auto sind, fragt uns Mohammed, ob wir nicht mit ihm und seiner Familie zu Mittag essen wollen. Demnach hat er Freunde, bei denen er das Essen holen möchte, um anschließend direkt am Strand mit uns zu speisen. Wir kennen Mohammed zwar erst seit einer halben Stunde, aber da er sehr nett wirkt, nehmen wir das Angebot an. Er bedeutet uns, seinem Wagen zu folgen, da wir bis ganz in den Süden der Insel fahren müssen. Obwohl er ein gutes Auto hat, fährt er mit 40km/h vor uns her. Nach ein paar Minuten kommt uns das Schneckentempo komisch vor und wir fahren auf gleiche Höhe, um ihn zu fragen was los ist. Mohammed erklärt uns, dass er absichtlich so langsam fährt, da wir ja zum ersten Mal auf der Insel sind. Nachdem wir ihm sagen, dass wir im Oman bereits über 500 km im eigenen PKW zurück gelegt haben, geht es mit normaler Geschwindigkeit weiter.
Nach einer halben Stunde biegt Mohammed unvermittelt in einen unbefestigten Feldweg ab. Gespannt fahren wir hinterher. Nach wenigen hundert Metern kommen wir vor zwei kleinen Hütten zum Stehen, neben denen ca. 20 Männer im Schatten auf dem Boden sitzen und essen. Da es dort keine einzige Frau gibt und auch Mohammeds Frau im Wagen bleibt, ist uns zunächst etwas mulmig zumute. Zum Glück sind unsere Bedenken unbegründet, denn Mohammeds Bekannte sind allesamt sehr nett und wir bekommen von ihnen zur Begrüßung jeder ein gekühltes Getränke in die Hand gedrückt. Mohammed selbst verschwindet kurz in einer kleinen Hütte, um anschließend mit einem riesigen Tablett voller Reis und Fisch wieder zu erscheinen. Uns läuft das Wasser im Mund zusammen und wir sind verblüfft, dass mitten im Nichts so toll gekocht werden kann.
Voll ausgerüstet fahren wir anschließend zu einem einfachen, aber schönen Unterstand am Strand, bei dem wir auf dem Boden sitzend mit den Händen unser Mittagessen zu uns zu nehmen. Wirklich sehr lecker, danke Mohammed! 🙂
Da uns der Picknick-Platz und der angrenzende Strand auf Anhieb super gefallen, beschließend wir, hier unser Zelt aufzustellen und unsere erste Nacht unter freiem Himmel zu verbringen. Mohammed hält das für eine gute Idee und betont, dass der Platz absolut sicher sei. Bevor er mit seiner Familie wieder den Heimweg nach Ras-Hilf antritt, will er uns dann unbedingt noch zeigen, wo wir für die nächsten Tage Süßwasser bekommen können und so führt er uns zu einem nahe gelegenen Brunnen. Super! Damit hatten wir mitten in der Wüste wirklich nicht gerechnet.
Nach kurzer Einweisung darf Sebastian loslegen und wenige Minuten später sind unsere in weiser Voraussicht aufgehobenen Wasserkanister wieder voll.
Zurück am Picknick-Platz überlegen wir, wo wir am besten unser neu erworbenes Zelt aufbauen sollen. Als wir gerade eine passende Stelle gefunden haben, bemerken wird, dass auf einmal die Männergruppe zum Leben erwacht ist, die vorhin, fast unbemerkt, im Unterstand geschlafen hatte. Ein freundlicher Mann im Neoprenanzug kommt auf uns zu und will uns offensichtlich etwas zeigen. Vor unseren Augen stapft er ins Meer, um gleich darauf mit einem großen Spieß voll Lobster und bunter Fische wieder zu erscheinen. Wow, das hatten wir nicht erwartet! Ehe wir uns versehen, ist der Strand voller junger Omanis, die uns begeistert auffordern, doch ein Foto mit ihrem schönen Fang zu machen.
Kurz darauf verabschiedet sich die Gruppe, nicht ohne uns noch einen Lobster fürs Abendessen zu schenken. Leo ist vom Anblick des Lobsters zunächst etwas abgeschreckt, doch als sie gerade dankend ablehnen will, hat Sebastian bereits den Camping-Topf geholt, in den der Lobster gerade so hinein passt. Da wir beide noch nie zuvor einen Lobster gegessen (geschweige denn zubereitet) haben, müssen wir noch von Nasser, dem Neopren-Mann, instruiert werden. Einfach für 10 Minuten in Salzwasser garen – fertig!
Nachdem wir einen schönen Platz für unser kleines (und etwas windanfälliges) Zelt gefunden haben, verbringen wir zwei entspannte Tage im Meer und am Strand und machen noch eine Wanderung in die nahe gelegenen Berge. Unser erster Camping-Stop gefällt uns super! Einzig die „Sanitäranlagen“ sind doch etwas gewöhnungsbedürftig. Selbige gibt es nämlich gar nicht und so ist Einiges an Ideenreichtum und Improvisation gefragt, um ein geeignetes „stilles Örtchen“ zu finden. Eine Erfahrung, die uns bestimmt noch das ein oder andere Mal nützlich sein wird.
Leider ist unsere Zeit am Strand schon wieder vorbei und wir fahren zurück nach Ras-Hilf. Da Mohammed so nett war, uns seine Handynummer zu geben, melden wir uns spontan bei ihm, um uns zu verabschieden. Fünf Minuten nach unserem Anruf treffen wir ihn in der Stadt. Da er heute arbeiten muss, sieht er aufgrund seiner Kleidung auf den ersten Blick ganz anders aus. Stimmt, er arbeitet ja in der Meerwasserentsalzungsanlage von Ras-Hilf!
Weil Leo beim Stichwort „Wasser“ immer hellhörig wird und unsere Fähre erst in 2 Stunden abfährt, fragen wir ihn, ob wir uns das Wasserwerk einmal anschauen dürfen. Obwohl die Anlage in einer streng bewachten, militärischen Sperrzone liegt, kommen wir mit ihm am Steuer als ausländische Gäste ohne Probleme aufs Gelände. Bereitwillig erklären uns Mohammed und sein Mitarbeiter die Meerwasserentsalzungsanlage und wir dürfen sogar fotografieren. Auch wenn wir nicht alle Details verstehen, so war es doch sehr interessant.
Nach diesem spannenden Einblick lädt uns Mohammed sogar noch zu sich nach Hause zum Mittagessen ein. Dort lernen wir auch seine beiden Töchter kennen, die gleich ein Gruppenfoto mit uns auf Snapchat posten 🙂 Mit Schrecken schauen wir auf die Uhr und stellen fest, dass es höchste Zeit ist, Richtung Hafen aufzubrechen. Schade, denn so bleibt für uns leider keine Zeit mehr für ein Gruppenfoto mit der Familie 🙁
Masirah Island hat uns super gut gefallen und sich in unsere Erinnerung eingebrannt. Die tolle Landschaft, das fantastische Meer und natürlich die netten und hilfsbereiten Menschen haben uns nachhaltig beeindruckt. Wer einmal in den Oman reist, sollte auf jeden Fall einen Stopp auf dieser schönen Insel einplanen!
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