Baja California – Von Kakteen, Walen und den besten Tacos Mexikos

Leo sitzt mit Blick auf die Weite der Baja California auf einem Felsen.

Weihnachten in Mexiko

„Fröhliche Weihnachten!“ Sebastian hält mir sein Weinglas entgegen, wir stoßen an. „Letztes Jahr saßen wir in Agonda in Indien am Strand, zusammen mit Claudia und Bernd sowie Matthias.“ „Stimmt, das war toll!“ Dieses Jahr feiern wir in Mexiko, im Norden der Baja California, jetzt aber alleine.

Wir sind in Mexiko! Vor etwas mehr als drei Wochen legten wir mit unserem Containerschiff von China kommend in der Hafenstadt Manzanillo an. Anstatt den Strand und die sommerlichen Temperaturen für ein paar Tage zu genießen, setzten wir uns allerdings direkt nach der Ankunft für 40 Stunden und 2.600 Kilometer in den Bus und fuhren in den Norden Mexikos. Denn wir hatten einen Termin und wurden in der Nähe des Ortes Rosarito, etwa 60 Kilometer südlich der US-Grenze, erwartet. Für Karen und Jay, zwei US-Amerikaner, sollen wir für drei Wochen ihre zwei Australian Sheperds Ellie und Bodhi hüten. Unser erster House Sit mit Hunden.

Gemeinsam sitzen wir an diesem 24. Dezember am schön gedeckten Esstisch, vor uns ein Schweizer Käsefondue, das wir im Supermarkt entdeckt haben. Es ist überraschend kalt hier im Norden der Baja California, jener über 1.000 Kilometer langen Landzunge, die sich an Mexikos Westküste parallel zum Festland erstreckt. Ab 17 Uhr ist es stockdunkel, das erinnert uns durchaus an das Weihnachten zu Hause. Sonst aber ist vieles anders. Heute Vormittag haben wir mit unseren Familien telefoniert, durch die Zeitverschiebung waren sie schon beim Abendessen. Weihnachten ist eine Zeit im Jahr, in der ich gerne zu Hause wäre. In der ich gerne meine Freunde treffen und zusammen mit meiner Großfamilie vorm Weihnachtsbaum ein paar Lieder singen würde.

Während wir uns über das Käsefondue hermachen, liegen Ellie und Bodhi zu unseren Füßen. „Krass, dass wir auf einmal in Mexiko sind, oder?“ So richtig fassen können wir es immer noch nicht. Das liegt bestimmt auch daran, dass wir in den letzten zwei Wochen noch nicht besonders viel von Mexiko gesehen haben, sondern hauptsächlich in der abseits gelegenen Wohnanlage waren, in der Karen und Jay leben. „Eigentlich dachte ich, das Containerschiff würde uns realisieren lassen, dass wir auf einmal weit weg von Asien sind.“ Sebastian nickt. Doch so ist es nicht. Auf dem Schiff war alles neu für uns und jeder Tag war gefüllt. Es war ein neuer Teil der Reise und wir hatten keine Zeit, überhaupt so richtig zu realisieren, wie viele Tausend Kilometer wir in 18 Tagen zurücklegten.

Leo sitzt mit Hund Bodhi auf der Terasse des House Sitting Hauses in Mexiko.
In unserem Haus am Meer passen wir drei Wochen lang auf Bodhi (und Ellie) auf
Blick auf das Surfcamp Campo López auf der Baja California.
Der Blick von unserer Terrasse auf den Pazifik. So mal selbst zu wohnen, das hätte auch was…
Sebastian am Tisch unseres Hauses in Rosarito, Baja California.
In Rosarito feiern wir nicht nur Weihnachten, sondern auch Sebastians Geburtstag
Sebastian läuft mit unseren House Sitting Hunden am Strand von Mexiko.
Mit dem Meer vor der Türe wollen sich weihnachtliche Gefühle nicht so richtig einstellen
Leo backt beim House Sitting in Mexiko Plätzchen.
Als dann aber eines Nachmittags dicke Nebenwolken vom Meer hochziehen, ist die richtige Stimmung zum Plätzchen backen gekommen
Sebastian steht vor einem lila verfärbten Abendhimmel am Meer.
Die Sonnenuntergänge, die wir von unserer Terrasse aus anschauen können, gehören zu den schönsten der ganzen Reise!
Leo und Sebastian mit ihren House Sitting Hunden Ellie und Bodhi in Mexiko.
„Familienbild“ mit Ellie und Bodhi, die wir sehr vermissen werden

Silvester auf der Baja California

Eine Woche später kommen Karen und Jay aus ihrem Weihnachtsurlaub zurück, Ellie und Bodhi sind außer sich vor Freude. Silvester steht vor der Türe und jetzt steht uns der Sinn nach Gesellschaft. Über Couchsurfing haben wir Óscar und Nayeli kennengelernt und werden mit ihnen feiern.

„¡Hola chicos, bienvenidos!“, Óscar öffnet uns die Türe. „How are you?“ Wie viele Menschen auf der Baja California sprechen Óscar und seine Freundin Nayeli gut Englisch. Die beiden sind uns auf Anhieb sympathisch. Sie wohnen mit zwei Katzen und zwei Hunden in einem zweistöckigen Haus in Ensenada. Im Hinterhaus braut Óscar sein eigenes Bier, welches er in einer Kneipe im Zentrum verkauft und landesweit auf Bierfestivals vorstellt. Natürlich dürfen wir probieren. „Also, was ist der Plan für Silvester?“, fragen wir die beiden gespannt.

Am Silvesternachmittag gehen wir mit Nayeli und ihrer Freundin Jessi einkaufen. Freunde werden ins Haus von Óscar und Nayeli kommen und jeder soll etwas zu essen vorbereiten. „Was machen wir?“ Sebastian und ich laufen durch die Supermarktreihen. Schnell ist uns klar, dass unser Beitrag vegetarisch sein soll, denn das scheint eine Rarität zu sein. Eigentlich wollen wir eine Kürbissuppe kochen, aber da wir keinen Kürbis finden, entscheiden wir uns für einen Eintopf.

Als endlich alle Freunde eingetrudelt sind und wir im unbeheizten Haus um den Küchentisch herumstehen, denken wir noch, mit unserem Eintopf genau richtigzuliegen. Doch wir haben den mexikanischen Geschmack falsch eingeschätzt und obwohl alle den Eintopf probieren, schaffen es doch die wenigsten, ihre kleine Schale leer zu essen. „Wo ist das Fleisch?“, scheinen sie sich zu fragen, aber sind zu höflich, das laut auszusprechen. Mit deutlich mehr Appetit wird sich auf die Hamburger gestürzt.

Als um Mitternacht die Kirchturmglocken zu läuten beginnen, reichen Nayeli und Jessi eine Schale herum. Eigentlich sollte jeder 12 Trauben bekommen, aber da wir mehr Gäste sind als erwartet, bekommt jeder sechs. Passend zu nun jedem zweiten Glockenschlag wird eine Traube nach der anderen gegessen, leise für sich darf sich jeder etwas wünschen. „¡Feliz año nuevo!“ Wir wünschen uns alle gegenseitig ein schönes neues Jahr. Dann gehen wir raus, um uns vom Hof aus das Feuerwerk anzuschauen. 2019 hat begonnen!

Leo und Nayeli essen Tacos in Ensenada.
Nayeli nimmt sich den ganzen Tag Zeit für uns, zeigt uns das Zentrum von Ensenada und führt uns zu ihrem Lieblings-Taco-Stand
Bitte nicht die Avocado zerdrücken.
„Ich bin ein empfindliches Produkt, zerquetsch‘ mich nicht, wirf mich nicht, stelle keine anderen Sachen auf mich drauf, sonst will mich niemand mehr. Wenn du etwas drücken willst: Hier ist die Kokosnuss.“ Um welches Produkt geht es? Genau: Die Avocado!
Sebastian steht in der Brauerei Heisenberg in Ensenada auf der Baja California.
In Óscars Brauerei dürfen wir die von ihm gebrauten Biersorten testen
Sebastian stößt mit Óscar und Nayeli in einer Bar in Ensenada an.
Mit Óscar und Nayeli feiern wir in das Jahr 2019 hinein

Guerrero Negro – Stadt in der Wüste

Von Ensenada machen wir uns kurz nach Silvester auf den Weg nach Süden. Über eine Facebook-Mitfahrergruppe sind wir in Álvaros Auto gelandet, der mit vier Stunden Verspätung endlich am vereinbarten Treffpunkt ankommt. Da die Busverbindungen auf der Baja California unattraktiv nur über die Nacht fahren und zudem unglaubliche 150 Euro für uns beide kosten sollen, warten wir trotzdem auf ihn.

Álvaro ist so nett, uns innerhalb der ersten fünf Minuten in seinem Auto darauf hinzuweisen, dass es sehr gefährlich ist, die vor uns liegende Strecke in der Dunkelheit zu fahren und man das eigentlich nicht machen sollte. Sein Bruder wäre letztes Jahr diese Straße nachts gefahren und von ihm und seinem Auto würden seitdem jede Spur fehlen. Als Álvaro dann auch noch vor der auf der Straße stehenden Polizei auf einen staubigen Seitenpfad abbiegt, werden wir misstrauisch. Er hat doch wohl keine Drogen dabei?

Als wir nachfragen, schüttelt er den Kopf. Drogen sind keine im Auto, aber so ganz legal ist sein heutiger Auftrag auch nicht: Er ist Autokurier. Das Auto, in dem wir sitzen, wurde 2003 in den USA gebaut und es ist in Mexiko nur erlaubt, Autos neuerer Baujahre zu importieren. Das Fahrzeug ist also illegal im Land und hat deshalb auch kein Kennzeichen. Álvaros Job ist es, das Auto in den Süden der Baja California zu fahren und dort an seine Käufer zu übergeben. Diese können ihr Auto zwar auch nicht anmelden, aber da solche Autos meist von Menschen gekauft werden, die wenig Geld haben, drückt die Polizei bei Kontrollen ein Auge zu.

Viel später als gedacht erreichen wir unser Ziel Guerrero Negro. Es ist bereits elf Uhr abends und schon längst dunkel. Álvaro fährt uns bis vor die Haustüre unseres Couchsurfing-Gastgebers Fernando. Der sechzigjährige Ur-Opa öffnet die Türe und bittet uns hinein in sein Haus. Er arbeitet in der Saline der Stadt, der größten Mexikos. „Was führt euch nach Guerrero Negro?“, fragt Fernando und stellt uns zwei Tassen Tee vor die Nase. Eine berechtigte Frage, wie wir am nächsten Tag bei einem Spaziergang durch den Ort feststellen. Eine staubige Hauptstraße zieht sich durch die topfebene Ortschaft, die mitten in die Wüste gebaut wurde. Nur kleine Büsche wachsen hier, sonst nichts.

„Wir wollen die Wale sehen. Weißt du, ob schon welche in der Lagune sind?“ Erst viel später wird uns klar, was es für ein guter Zufall für uns ist, bei Fernando gelandet zu sein. „Ich mache mich schlau, morgen sag ich’s euch.“

Am Tag darauf informiert uns Fernando, dass sich aktuell nur etwa 15 Wale in der Bucht befinden. Zu vernachlässigen im Vergleich zu den etwa 2.000 Tieren, die in der Hauptsaison hier ihre Jungen bekommen und großziehen, bis sie die Bucht verlassen können. Doch da wir nun mal jetzt hier sind, wollen Sebastian und ich trotzdem unser Glück mit den Walen versuchen. „Meine Tochter Bella und ihr Mann Pablo werden euch morgen zu einer Tour begleiten. Ich muss leider arbeiten.“

Leo steht am Straßenrand und versucht ein Auto anzuhalten.
Wir wollen Nayeli und Óscar nicht recht glauben, dass trampen auf der Baja California so schwierig sein soll. Nach langem Warten werden wir die Hälfte der Strecke bis Guerrero Negro mitgenommen und müssen ungeplant übernachten, denn kurz vor Einbruch der Dunkelheit wollen wir in kein weiteres Auto mehr steigen. Am nächsten Tag entscheiden wir uns daher für die Mitfahrgelegenheit von Álvaro.
Guerrero Negro in Mexiko liegt inmitten einer kargen Landschaft.
Läuft man ein paar Minuten weg von Fernandos Haus, steht man mitten in einer kargen Landschaft
Sebastian steht mit unseren Couchsurfing-Gastgebern vor einem Tacostand in Mexiko.
Mit Fernando, Tochter Bella und Schwiegersohn Pablo essen wir wiedermal Fisch-Tacos, die gibt es auf der Baja an jeder Ecke

Auge in Auge mit dem Wal

Um 7.30 Uhr geht es los. Wir tragen fast alle Klamotten, die wir im Rucksack haben, denn die Luft ist winterlich kalt in Guerrero Negro und auf dem Wasser wird es noch viel kälter. Auf dem Weg zur Lagune fragen wir Fernando, wie viel wir eigentlich für die Tour bezahlen werden, doch er winkt ab. Weil es so früh im Jahr ist, hat die Saline noch viele Frei-Touren im Kontingent und auf eine dieser Freifahrten lädt er uns, Tochter und Schwiegersohn nun ein!

Mit dem Bootsführer zu fünf fahren wir los. Das Boot ist klein und die Lagune größer als gedacht. Doch der Bootsführer kennt sich gut aus und steuert eine bestimmte Stelle an. Den Delfinen und Robben wird keine große Beachtung geschenkt, die Grauwale sind das Ziel.

Und tatsächlich sehen wir nach etwa zwanzig Minuten Fahrt einige Fontänen aus dem Wasser aufsteigen. Der Bootsführer drosselt den Motor, langsam tuckern wir in Richtung Wale. Ich erwarte, ein paar Walflossen zu sehen und durchs Wasser gleitende graue Rücken, nicht mehr.

So kriege ich einen gehörigen Schrecken, als auf einmal ein Wal keine zwei Meter entfernt von unserem Boot auftaucht und eine Atemfontäne ausstößt. Drei Wale schwimmen fast eine halbe Stunde unter unserem Boot hindurch, drehen sich, schauen neben uns aus dem Wasser und schwimmen ganz langsam auf der Seite liegend vorbei, uns fixierend. So kommt es mir jedenfalls vor.

„Tócala, tócala!“, „Fass ihn an!“, rufen Bella und Pablo gleichzeitig, als ein Wal keinen halben Meter von der Bootswand neben mir auftaucht. Ich strecke meine Hand aus und erreiche ihn. Die Walhaut fühlt sich ganz weich an, nur minimal kann ich die Flechten auf seiner Haut spüren. Ich bin wie erstarrt. Dass ein freier Wal so nah an unser kleines Boot rankommt, dass ich ihn sogar berühren kann! Und auch Sebastian hat kurz darauf Glück und kann einen Wal anfassen, der nahe an seiner Seite auftaucht.

Als wir schließlich umdrehen, bin ich durchgefroren. Aber was war das für ein Vormittag. „Ihr seid richtige Glückspilze! Am Anfang der Saison! Und bei eurer allerersten Tour!“ Bella und Pablo strahlen uns an.

Nachmittags bekommen wir von Fernando eine Führung durch die Saline Guerrero Negro, die größte Meerwassersaline der Welt. 8 Millionen Tonnen Salz werden hier pro Jahr produziert, hauptsächlich für die Industrie. Das meiste wird nach China und Japan exportiert. Als Dankeschön für diesen tollen Tag kochen wir abends für die drei unseren Klassiker Reis mit Gemüse, den sie sich mit Fisch und Muscheln aus der Dose verfeinern.

Am nächsten Morgen fährt uns Fernando zum Busbahnhof. Wir hatten versucht, auf der Baja California zu trampen, doch dieser Versuch ging mächtig in die Hose. Sowohl Mexikaner als auch US-Amerikaner mit ihren großen Autos stoppten nicht für uns. Stundenlang standen wir an der staubigen Straße rum. Heute haben wir darauf keine Lust und fahren mit dem Bus nach La Paz, die Hauptstadt des Bundesstaats Baja California Süd, die von hier aus immer noch 775 Kilometer entfernt ist.

Robben sonnen sich auf einer Plattform in der Lagune von Guerrero Negro in Mexiko.
Auf der Suche nach den Walen passieren wir diese Gruppe Robben
Ein Grauwal taucht in der Lagune Guerrero Negro in Mexiko genau neben unserem Boot auf.
Drei Wale bleiben fast eine halbe Stunde an unserem Boot, schwimmen darunter hindurch und tauchen genau neben uns neugierig auf
Leo berührt einen Grauwal in Mexiko.
Sie kommen so nah an unser Boot heran, dass wir sie anfassen können
Ein Grauwal steht im Wasser und schaut uns an.
Die Wale scheinen uns genau unter die Lupe zu nehmen
Leo und Sebastian sitzen in einem kleinen Boot in der Lagune Guerrero Negro in Mexiko.
Was für ein Erlebnis! Wir sind voller Begeisterung für diesen wunderschönen Vormittag!
Sebastian sitzt mit Fernando, seiner Tochter und Schwiegersohn am Esstisch.
Als Dankeschön kochen wir abends für Fernando, Bella und Pablo. Dank ihnen durften wir heute die Wale sehen.

Zauberhaftes La Paz

Als wir zwei Wochen nach unserer Busfahrt von Guerrero Negro ein zweites Mal in La Paz ankommen, liegen zehn Tage Roadtrip mit einem Mietwagen hinter uns. Nachdem wir die Landschaft der Baja California Sur, des südlichen Teils der Baja, nur durch die Busscheibe sehen konnten, war uns schnell klar, dass wir hier nochmal hin müssen. Wälder von riesigen Kakteen erstreckten sich rechts und links der Fahrbahn, tiefe Täler öffneten sich und immer wieder sahen wir das Meer. Mit einem Mietauto fuhren wir zurück in den Norden und stoppten an allen Plätzen, an denen wir mit dem Bus nicht hatten anhalten können.

„Hier in La Paz könnten wir leben, findest du nicht?“ Wir spazieren am Malecón entlang, der Strandpromenade. Rechts von uns liegt das überschaubare Zentrum von La Paz, links schaukeln unzählbar viele Segelboote im Meer. „Doch, es ist echt schön hier! Aber dauerhaft hier leben? Ich weiß nicht.“ Sebastian ist nicht so ganz überzeugt. Auch ich weiß, dass wir jetzt im Januar zu einer sehr guten Jahreszeit hier sind. Im Sommer sollen die Temperaturen auf bis über 40 Grad klettern und die Menschen verbringen die Tage drinnen unter ihrer Klimaanlage. „Im Sommer ist es echt langweilig hier“, erzählte uns letztens die Verkäuferin der Bäckerei. Immer mal wieder frage ich mich bei einem neuen Ort, ob ich mir vorstellen könnte, hier zu leben. Häufig passt es nicht so richtig. Aber La Paz ist anders. Von Anfang an habe ich mich hier wohlgefühlt und mag die kleine Stadt am Meer.

Meine Lieblingsorte sind der Malecón, aber auch die tolle Bäckerei, die super Pizzeria und ganz besonders das unscheinbare Taco-Restaurant, das wir jetzt zum Mittagessen besuchen. Ich bestelle Garnelen-Tacos, Sebastian die mit Fisch. Schon zum dritten Mal sind wir hier und lassen uns die günstigen und leckeren Snacks schmecken. Und können noch nicht ahnen, dass wir hier gerade den Maßstab setzen, wie ein „richtiger“ Taco in Mexiko zu schmecken hat. In den kommenden fünf Monaten werden wir keine mehr finden, die geschmacklich an diese Baja Style Tacos heranreichen.

La Paz scheint einer dieser Orte zu sein, an dem viele Reisende einen Zwischenstopp einlegen. Wir lernen Uwe und Tanja kennen, die mit ihrem sogenannten Buschtaxi, einem Toyota Land Cruiser, durch Nord- und Mittelamerika reisen. Wir treffen Tanja und HP wieder, die wir während eines Roadtrips auf einem Parkplatz an der Straße ansprachen, als sie mit ihrem Bus mit deutschem Kennzeichen neben uns parkten. Und erneut treffen wir Steve und Cindy, die wir vor unserem Roadtrip in der Marina von La Paz fragten, ob sie uns nicht mal auf ihrem Segelboot mitnehmen würden.

Die Strandpromenade von La Paz auf der Baja California in Mexiko.
Der Malecón, die Strandpromenade, gehört zu meinen Lieblingsorten in La Paz
In der Nähe von La Paz in Mexiko befindet sich der Strand Balandra.
Mit dem Bus gut von La Paz aus zu erreichen ist der Strand Balandra, bei dem man bei Ebbe durch die Lagune waten kann, so niedrig ist dann das Wasser
Pelikane jagen neben Schwimmern im Meer.
Direkt neben den Schwimmenden stürzen sich die Pelikane ins Wasser
Ein Pelikan landet im Wasser am Balandra Strand in Mexiko.
Für uns ist es das erste Mal, dass wir die großen Vögel aus der Nähe beobachten können
Auf der Baja California finden wir deutsche Würste und Brezeln.
In La Paz stoßen wir auf dem Markt auf den Stand von Ingrid aus Bayern. Die gelernte Metzgerin verkauft hier ihre selbstgemachten Würste und Brezeln und wir können einfach nicht widerstehen.

Unsere erste Segelstunde

„If you help me with my small boat, we can sail it back to the marina and I teach you some basics about sailing.“ Steve hat uns auf dem Malecón mit dem Fahrrad eingeholt und steht neben uns. „Ja, gerne!“ Die Aussicht auf eine Segelstunde hört sich toll an und unser Einsatz wirkt überschaubar.

Am nächsten Tag helfen wir Steve und seiner Frau Cindy, ihr winziges Zweitboot wieder fahrtauglich zu machen. Während Cindy im Anschluss mit dem Auto zurück zur Marina fährt, wagen wir uns mit Steve in die Nussschale. Wir hatten uns etwas von seinem geräumigen Katamaran täuschen lassen, denn an so ein kleines Boot hatten wir gestern nicht gedacht. Vier Personen können hier sitzen, dann wird es aber schon eng.

Steve erklärt uns die Grundlagen des Segelns, erzählt vom Wind und macht uns mit den Begrifflichkeiten vertraut. Auch auf Deutsch hätte ich keine Ahnung, wie alles heißen würde, jetzt auf Englisch ist es noch ein bisschen komplizierter. „So. Leo, you’ll start!“ Und so sitze ich auf einmal neben dem Ruder und muss Kommandos geben. Es ist unglaublich, wie schnell die Nussschale beschleunigt, wenn der Wind in das Segel fährt. Und wie schnell sie reagiert, wenn Steve und Sebastian die Leinen lösen bzw. anziehen. Auch Sebastian versucht sein Glück und steuert etwas mutiger als ich im Zickzack um die vor Anker liegenden Segelboote außerhalb der Marina. Doch dann werden wir immer langsamer. Der Wind lässt nach. Steve übernimmt das Ruder und schafft es, uns im Zickzack-Kurs zurück zu seinem Katamaran zu bugsieren.

Eigentlich ist unser Traum, mal mit dem großen Katamaran mitzufahren. Doch aktuell ist er mehr ein schwimmendes Apartment für Cindy und Steve und Hund Raja. Für die kalten Wintermonate im heimischen Kalifornien fliehen sie in den Süden und haben La Paz als ihren Zweitwohnsitz gewählt. Wenn dann der Sommer nach Kalifornien kommt, segeln sie wieder zurück in den Norden.

In der Marina von La Paz liegt der Katamaran von Cindy und Steve.
Zu gerne wären wir auf dem großen Katamaran von Cindy und Steve mitgefahren…
Mit Steve stehen Leo und Sebastian vor einem kleinen Segelboot in La Paz in Mexiko.
…aber das kleine Boot hinter uns wird unser Trainingsgefährt. Zum Lernen ist es bestimmt die bessere Wahl.
Sebastian segelt in der Marina von La Paz in Mexiko.
Das kleine Boot ist wendig und reagiert sofort, wenn der Wind in die Segel fährt
Leo und Sebastian stehen zwischen den Buchstaben La Paz auf der Baja California in Mexiko.
La Paz ist einer dieser Orte, an dem wir uns einfach wohlfühlen

Abschied von der Baja California

Fast zwei Monate sind wir schließlich auf der Baja California, drei Wochen davon in La Paz. Es ist unserem House Sit bei Ellie und Bodhi zu verdanken, dass wir überhaupt hierhin gefahren sind. Ohne diesen festen Termin im Dezember hätten wir die lange Anreise wahrscheinlich nicht auf uns genommen.

Jetzt aber sind wir mehr als froh, hierher gekommen zu sein. Die Baja begeistert uns immer noch. Es sind die kargen, verbrannten Weiten und die grünen, dichtbewachsenen Oasen, es sind die kleinen Städtchen mit Kolonialcharme, die traumhaften Strände, die tollen Menschen, die wir kennenlernen durften und es sind die riesigen Kakteen, die unglaublichen Wale und die leckersten Tacos Mexikos, die wir ab jetzt mit der Baja California verbinden.

Unser Traum, mit einem Segelschiff ans Festland überzusetzen, wird trotz vieler Versuche leider nicht wahr. Am Ende ist es die Zeit, die knapp wird. In etwas mehr als einem Monat müssen wir in Mexiko-Stadt sein, denn wir erwarten Besuch! An einem sonnigen Tag fahren wir mit einem Bus zum Fährterminal und kaufen dort zwei Tickets für die Überfahrt. Mexiko ist groß und hat zu beiden Seiten ein Meer. Vielleicht wird es in den kommenden Monaten noch mit unserem Segelabenteuer klappen.

Eine Straße zieht sich durch die Weite der Baja California in Mexiko.
Die Baja California gehört für uns zu den schönsten Gegenden Mexikos
Leo sitzt mit Blick auf die Weite der Baja California auf einem Felsen.
Schon lange waren wir an keinem Ort mehr, an dem der Blick weit schweifen kann und an dem es so still ist, dass ich meinen eigenen Atem hören kann
Ein Feld wird bewässert auf der Baja California in Mexiko.
Ich mag die karge Landschaft, aber für Landwirte ist der wenige Regen ein Problem
Leo steht an einer riesigen Kaktee.
Die Baja California ist auch die Gegend der größten Kakteen, die wir je gesehen haben
In der Lagune von San Ignacio kann Sebastian auf einem SUP fahren.
Nach Tagen Fahrt durch trockenes Land kommt uns die Oase San Ignacio wie eine Fata Morgana vor
Leo paddelt in der Laguna von San Ignacio.
Unsere Unterkunft verleiht Stand-Up-Boards und Kajaks
Die Mission des Jesuitenordens in San Ignacio auf der Baja California.
Neben viel Natur stoppen wir immer wieder in den kleinen Städten auf der Baja California. In San Ignacio ist es die Mission des Jesuitenordens, die uns ins Auge fällt.

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2 Comments

  1. Hallo,
    Wie vollzieht sich Eure Radtour?
    Wann kann ich euch in Augsburg begrüßen?
    Am 24.1. gibt s einen Fahrradweltreise bericht im Kurparktheater Göggingen.
    Gute Reise. Heute wird prima Wetter hier.
    Mit lieben grüßen Hanno

    1. Hallo Hanno,
      unsere Radtour war sehr schön! Besonders in den Niederlanden hatten wir großes Glück mit dem Wetter und viel Sonne, da macht das Radeln gleich noch mehr Spaß. Mittlerweile sind sowohl unsere Fahrräder als auch wir bei unseren Eltern angekommen, jetzt wird erstmal ausgepackt und wir genießen die Vorweihnachtszeit mit Familie und Freunden.
      Liebe Grüße nach Augsburg
      Leo und Sebastian

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