Angekommen. Nach einer Woche Roadtrip durch die Natur Usbekistans machen wir die Türe hinter uns zu. In Samarkand sind wir im einfachen, aber gemütlichen B&B Bahodir gelandet, einem der einschlägigen Hostels für Über-Land-Reisende gelandet. Im Eingangsbereich haben wir ein Paar aus Schweden kennengelernt, die mit ihrem umgebauten Saab 900 schon in fast jedem Land der Erde Station gemacht haben. Auch zwei deutsche Duos, die mir riesigen Unimogs unterwegs sind, haben hier Quartier bezogen. Im Gang steht ein Motorrad aus der Schweiz. Und dann entdecken wir auf einmal das spanische Pärchen, dass wir bereits bei der turkmenischen Botschaft in Teheran kennengelernt hatten.
Viele interessante Menschen, ein Jeder mit seiner eigenen, spannenden Reisegeschichte im Gepäck. Doch bevor wir mit ihnen sprechen wollen, um sie kennenzulernen, um Erfahrungen, Reisetipps und Ideen für die Weiterreise mit ihnen auszutauschen, brauchen wir ein bisschen Zeit für uns. Weshalb nicht einfach drei oder vier Tage oder vielleicht sogar länger in der Stadt bleiben?
Unser Roadtrip mit Thomas aus Liechtenstein war einerseits toll; an viele der besuchten Orte wäre wir ohne eigenes Fahrzeug einfach gar nicht gekommen. Andererseits mussten wir bezüglich Reiseroute und Aufenthaltsdauern auch Kompromisse eingehen. So freuen wir uns, dass wir nun wieder selbstbestimmt unsere Zeit einteilen und unseren weiteren Reiseverlauf planen können.
Soweit die Theorie. Doch in der Praxis sieht es anders aus. Als wir nach einem netten Abend in Samarkand und einer erholsamen Nacht im Hostel am nächsten Morgen beim Frühstück sitzen, sind wir bereit für Smalltalk mit den anderen Gästen. Und dabei gibt es nur ein Thema: Den Pamir Highway! Alle Reisende, mit denen wir uns unterhalten, sind entweder auf dem Weg zum Pamir Highway oder auf der entgegengesetzten Route gerade von dort zurückgekehrt. Letztere, die die zweithöchst gelegene befestigte Fernstraße der Welt bereits befahren haben, kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Mit glänzenden Augen erzählen uns Catharina und Bert aus Schweden von ihren Abenteuern im tadschikischen Hochgebirge. Sie berichten von tiefen Schluchten, schneebedeckten Bergen und von einer von Schlaglöchern durchsiebten Straße, die hunderte Kilometer an der tadschikisch-afghanischen Grenze entlangführt. Mit dem Laptop auf dem Arm berichten die beiden eindrücklich von ihren Erfahrungen und zeigen uns ein Best-of ihrer Fotos vom Pamir Highway…
…und plötzlich sind wir infiziert! Tadschikistan liegt eigentlich überhaupt nicht auf unserer geplanten Reiseroute. Eigentlich wollen wir von Usbekistan aus über das Ferghanatal direkt nach Kirgistan reisen. Weshalb Tadschikistan nicht eingeplant ist? Bis dato hatten wir einfach keinerlei Informationen über dieses Land. Nicht aus dem Fernsehen, niemand, den wir kennen, ist je dort gewesen und im Internet informiert haben wir uns auch nicht. Wenn ich ehrlich bin, wusste ich bis vor Kurzem kaum, dass Tadschikistan überhaupt existiert. Gut, den Namen des Landes hatte ich natürlich schon gehört, aber sonst war es für mich ein weißer Fleck auf der Landkarte. Apropos Landkarte, nicht einmal hier hätte ich Tadschikistan bis zu diesem Zeitpunkt annähernd richtig einzeichnen können.
„Aber warum eigentlich nicht?“, denken wir uns. Schließlich haben wir die Freiheit und Zeit, unsere Pläne kurzfristig zu ändern. Auch dafür sind wir ja unterwegs. Um ein Jahr lang zu machen, was wir wollen, um uns mal treiben zu lassen, um spontan zu entscheiden. Doch Moment, wie sieht es eigentlich mit der Sicherheit aus? Schließlich verläuft ein großer Teil des Pamir Highway direkt an der afghanischen Grenze. Und was ist mit dem Visum? Lässt sich das so einfach besorgen?
Alle Reisende, die gerade aus Tadschikistan kommen, versichern uns, dass der Pamir Highway sicher ist. Na klar, ihnen ist nichts passiert, sonst wären sie jetzt ja auch nicht hier. Haben sie einfach Glück gehabt? Ein Risiko für Leib und Leben möchten wir nicht eingehen. Doch nach einer intensiven Internetrecherche und einem Anruf bei der Deutschen Botschaft in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe sind wir überzeugt: Im Moment ist der Pamir Highway sicher. Jedenfalls so sicher wie eine Reise im abgelegenen Pamir-Hochgebirge im Grenzgebiet zu Afghanistan eben sein kann. Und das benötigte Visum kann man Dank des neuen E-Visum-Verfahrens über Nacht online beantragen.
Thomas aus Liechtenstein, der einen Abstecher nach Tadschikistan ohnehin eingeplant hat, hat sich spätestens jetzt ebenfalls entschieden. Bereits am nächsten Morgen will er in Richtung Duschanbe aufbrechen – spätestens! Er bietet uns an, ihn in seinem Toyota-Van zu begleiten. Ein sehr verlockendes Angebot, da wir aus der zurückliegenden Woche wissen, dass man mit ihm ganz gut auskommen kann 🙂 Doch morgen schon weiter? Eigentlich wollten wir ein paar Tage entspannen und Samarkand entdecken. Zum Glück können wir Thomas überreden, noch einen weiteren Tag in Samarkand zu bleiben. Mehr ist nicht drin, Thomas will los…
Die verbleibende Zeit in Samarkand nutzen wir zum Sightseeing und für die Reisevorbereitungen für Tadschikistan. Dazu gehören das Waschen unserer Wäsche und natürlich die Beantragung des E-Visums. Beinahe wäre unsere Weiterreise an letzterem gescheitert, denn die Bezahlung des Visums über das Internet muss „verified by Visa“ sein. Das kannten wir bis zu diesem Zeitpunkt nicht und können es auf die Schnelle auch nicht einrichten. Freundlicherweise hilft Thomas bei der Bezahlung aus und wir können ihm die Kosten später in Dollar erstatten.
Und dann geht es auch schon los. Wie (fast) immer schaffen wir den Absprung aus dem Hostel erst gegen Mittag. Doch zum Glück kommen wir gut voran und erreichen am Abend die letzte Stadt vor der tadschikischen Grenze. In Denov wollen wir übernachten und treffen im einzigen bezahlbaren Hotel der Stadt zufällig Ichiro aus Japan, der den Pamir Highway mit dem Rad befahren möchte. Absurderweise ist es im Hotel billiger, zwei Doppelzimmer jeweils zur Einzelbelegung zu buchen, als gemeinsam in einem Zimmer zu übernachten. Unsere kritische Nachfrage zu dieser Kuriosität führt zu keinem Ergebnis und so verlassen wir die Rezeption mit Schlüsseln für zwei separate Zimmer. Geschlafen haben wir aber dann letztlich doch nur in einem 🙂
Den Abend beschließen wir mir einem gemeinsamen Abendessen mit Thomas und Ichiro. Vorfreude mischt sich mit Aufregung und wir reden noch lange über unsere bevorstehende Fahrt durch Tadschikistan. Wird es tatsächlich so spektakulär werden, wie von den Reisenden in Samarkand berichtet? Ist es dort wirklich sicher? Werden wir mit Höhen über 4.000 m gut zurecht kommen? Und vor allem: haben wir überhaupt das richtige Visum? Morgen wissen wir mehr…
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…und nun? Wie gehts weiter? 😉
Das wird bald verraten 😉 Wir sind schon in den Endzügen für den Beitrag zum Pamir Highway…
Liebe Grüße!